OECD-Studie: Deutschland wird überholt

Der ferne Osten startet durch. China und Indien hängen den Rest der Welt ab.

Paris. Die führenden Industrienationen der Welt sind künftig mehr im fernen Osten zu finden: Die rasant wachsenden Ökonomien in China und Indien werden das Gefüge im Kreis der großen Spieler komplett umwerfen. Diese Prognose für das Jahr 2060 stellt die OECD. Deutschland werde eines der Länder sein, das von diesem Wandel besonders betroffen sein wird. Nach den OECD-Zahlen schafft es die aktuell fünftgrößte Wirtschaftsnation im Jahr 2060 gerade noch unter die Top Ten.

Der Verlust von fünf Plätzen im Länderranking bedeutet: Der deutsche Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung schrumpft in den kommenden 50 Jahren von derzeit 4,8 auf zwei Prozent. „Die Welt, in der unsere Kinder und Enkel leben werden, wird sich von unserer heutigen Welt fundamental unterscheiden“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría.

Aktuell liegen der OECD-Statistik zufolge nur die USA, China, Japan und Indien in der Wirtschaftskraft vor Deutschland. In fünf Jahrzehnten sind dann auch Brasilien (derzeit 8.), Indonesien (16.), Mexiko (11.), Großbritannien (7.) und Russland (6.) am aktuellen EU-Primus vorbeigezogen.

Auch das noch vor wenigen Jahren im Westen als kommende Weltmacht aufmerksam beobachtete Japan verliert künftig mehr als die Hälfte seiner Bedeutung. Nach aktuell sieben Prozent an den weltweiten produzierten Werten wird dieser Anteil bis 2060 auf drei Prozent zurückgehen. Den Hauptgrund sieht die OECD dafür in der Alterung der Bevölkerung. Dieses Phänomen betrifft laut Studie auch Deutschland.

Schon in diesem Jahr trägt China zur Weltwirtschaftsleistung ebenso viel bei wie alle Euroländer zusammen. Bis 2060 hat auch Indien Europa überholt. In vier Jahren wird die Volksrepublik die USA als weltweit stärkste Wirtschaftsmacht ablösen.

Die neue Kraft komme den Menschen in den aufstrebenden Ländern zugute: Die OECD erwartet von der „Verschiebung des wirtschaftlichen Gewichts in Richtung Niedriglohnländer“ dort eine Verbesserung des Lebensstandards. Das Pro-Kopf-Einkommen in den ärmsten Ländern soll sich bis 2060 vervierfachen. Für China und Indien könnte der Wert das Siebenfache betragen. Die Kluft beim Lebensstandard zwischen den heute und morgen führenden Wirtschaftsnationen wird sich verringern.

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