Neuer Nackenschlag für Spanien

Die Bonitätswächter stufen die Kreditwürdigkeit des verschuldeten Euro-Landes herab.

Madrid. Spanien kämpft mit der Schuldenkrise und gerät durch die Rating-Abstufung von Standard & Poor’s weiter in Bedrängnis. Immobilienblase und Bankenkrise, Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit belasten die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Gegen die Sparpläne der Regierung formiert sich Widerstand. Die wichtigsten Baustellen Ende April 2012 sind:

Auf die Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) um gleich zwei Stufen folgte gestern Morgen die Hiobsbotschaft vom Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote stieg laut Statistikbehörde INE im April auf 24,44 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 18 Jahren. Insgesamt sind den Angaben zufolge derzeit in Spanien 5,64 Millionen Menschen arbeitslos.

In der Vor-Krisenzeit lockte die Kombination aus hohem Wirtschaftswachstum und niedrigem Zinsniveau die Spanier an den Immobilienmarkt. Durch niedrige Eigenkapitalanforderungen und staatliche Förderung floss immer mehr Geld in den Häusermarkt. Viele Spanier legten sich eine zweite, dritte oder gar vierte Wohnung zu.

Doch der Boom war größtenteils auf Pump finanziert. Nachdem auch internationale Anleger wie Pensions- und Investmentfonds in großem Stil einstiegen, wurden Immobilien rasch zu Spekulationsobjekten.

Die Finanzkrise 2008 bereitete dem ein jähes Ende: Die spanischen Banken gerieten in den Krisenstrudel und wurden Opfer der lockeren Kreditvergabe. Vor allem die hohe Verschuldung der privaten Haushalte wirkte sich nun aus. Als die Wirtschaft ins Stottern geriet und die Arbeitslosenquote durch die Decke schoss, kamen zahlreiche Hypotheken in Zahlungsverzug.

Die Lage am Immobilienmarkt schlägt voll auf den Bankensektor durch: Die Großbanken Santander und BBVA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) verzeichneten wegen der Vorsorge für faule Immobilienkredite Gewinnrückgänge. Spaniens Regierung hatte höhere Rücklagen der Banken angesichts der kriselnden Wirtschaft verlangt.

In der Eurozone war Spanien 2011 mit einem Fehlbetrag von 8,5 Prozent der drittgrößte Haushaltssünder. Das Haushaltsloch war zwar kleiner als 2010 (9,3 Prozent), aber deutlich höher als angestrebt. Die spanische Wirtschaft stürzte zudem zu Jahresbeginn in die Rezession.

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