Neuer Biosprit lässt noch auf sich warten

Bonn/Berlin (dpa) - Der neue Biosprit E10 wird erst nach und nach an den Tankstellen zu haben sein. Die Einführung braucht Zeit, hinzu kommt der kalte Winter. Ob das neue Benzin teurer oder billiger wird, dürfte auch erst in einigen Wochen feststehen.

Der Super-Kraftstoff E10 kommt nach Angaben der Mineralölbranche flächendeckend erst in den nächsten Monaten an die rund 14 000 Zapfsäulen in Deutschland. „Das wird eine Zeit dauern, denn die Kälte hat auch einen Einfluss auf die Umstellung“ sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands, Klaus Picard, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Marktführer Aral geht davon aus, dass seine 2500 Tankstellen ab Ende Januar für das Bioethanol-Gemisch ausgestattet werden, bei Shell soll dies „im Laufe des ersten Quartals“ geschehen.

Zu möglichen Preiserhöhungen durch E10 schweigt sich die Branche aus. Nach Einschätzung der Hersteller von Biokraftstoffen wären höhere Preise aber nicht gerechtfertigt. „Da Benzin bereits jetzt E5 enthält, also bis zu fünf Prozent Ethanol, ist die Steigerung auf zehn Prozent gering und kann keine höheren Preise begründen“, sagte der Geschäftsführer des (VDB), Elmar Baumann. Neue technische Anlagen müssten auch nicht angeschafft werden, denn die Vorrichtungen zur Beimischung seien wegen E5 schon vorhanden. „Natürlich können die fünf großen Mineralölkonzerne die Preise für E10 anheben, dann aber nur, um höhere Gewinne einzufahren.“

Baumann zeigte Verständnis dafür, dass es zu Verzögerungen bei der Auslieferung des neuen Kraftstoffs an den Tankstellen kommen kann. „Wenn es zu Verzögerungen kommt, ist dies möglicherweise auch den ungünstigen Witterungsbedingungen geschuldet.“

Von der Umstellung sei nicht nur die Herstellung in den Raffinerien betroffen, hieß es beim Mineralölverband. Die Tankstellen müssten ihre Kassen und Preismasten dafür vorbereiten, erläuterte Picard. Erst seit dem Bundesratsbeschluss im Dezember konnten die Vorbereitungen konkret anlaufen. „Wir werden das nicht über Nacht schaffen“, betonte Aral/BP-Sprecher Detlef Brandenburg.

Die Bundesregierung und die Länderkammer hatten den Weg frei gemacht für die Einführung des neuen Super-Sprits mit einer zehnprozentigen Beimischung von Ethanol ab dem 1. Januar. Damit wurde eine EU-Richtlinie umgesetzt. Laut Bundesumweltministerium können 90 Prozent aller Fahrzeuge E10 tanken. Autofahrer sollten sich bei ihren Herstellern erkundigen, denn eine Fehlbetankung kann nach Einschätzung von Experten gefährlich sein.

Der Sprit soll einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Für Autos, deren Motoren den höheren Biosprit-Anteil nicht vertragen, muss bis 2013 weiterhin auch Treibstoff mit einem Ethanol-Anteil von fünf Prozent angeboten werden.

Zu möglichen Preiserhöhungen für das neue oder alte Super-Benzin will die Mineralölwirtschaft keine Angaben machen, um sich nicht dem Vorwurf von Absprachen auszusetzen. Der neue Kraftstoff könnte Fachleuten zufolge wegen der höheren Ethanolkosten teurer werden oder aber von Preiserhöhungen beim herkömmlichen Super-Benzin „subventioniert“ werden.

Bei Shell heißt es vorsichtig, es könne „durch die erhöhte Bio-Beimischung möglicherweise zu leichten Preissteigerungen kommen“. Sicher ist, dass der Verbrauch im Vergleich zum alten Kraftstoff im Schnitt um drei Prozent steigt, da mehr Ethanol einen geringeren Energiegehalt bedeutet. Daher ist nicht allein der Liter-Preis ausschlaggebend für die Kalkulation der Autofahrer. „Bio ist nicht umsonst zu haben“, betonte Aral-Sprecher Brandenburg.

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