Neue Warnstreiks bei der Post

Bonn/Berlin (dpa) - Im Tarifkonflikt bei der Post um kürzere Arbeitszeiten und mehr Geld wird die Stimmung immer gereizter.

Neue Warnstreiks bei der Post
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Nachdem Verdi vor wenigen Tagen angebliche Einschüchterungsversuche von Vorgesetzten gegen Streikende scharf gerügt hatte, warf die Gewerkschaft dem Management jetzt vor, systematisch Beamte als Streikbrecher eingesetzt zu haben.

Nach Angaben eines Verdi-Sprechers soll es in den vergangenen Wochen weit mehr als 100 solcher Fälle gegeben haben. Die Post müsse die rechtswidrige Praxis sofort unterbinden, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende, Andrea Kocsis, der „Süddeutschen Zeitung“.

Das Unternehmen wies die Anschuldigungen entschieden zurück. Die Post beachte die geltenden rechtlichen Regeln und prüfe in jedem Einzelfall, ob ein Beamter während einer Arbeitskampfmaßnahme auf einem anderen Arbeitsplatz eingesetzt werden dürfe, sagte eine Unternehmenssprecherin. Den Vorwurf, das Unternehmen habe Streikenden mit Jobverlust gedroht, hatte die Post schon zuvor mit dem Hinweis auf „Rufschädigung“ weit von sich gewiesen.

Unterdessen verschärft die Gewerkschaft wenige Tage vor der nächsten Tarifrunde ihre Gangart im Arbeitskampf. Rund 7000 Brief- und Paketzusteller seien bis auf Thüringen und Sachsen-Anhalt in 14 Bundesländern am Freitag in den Ausstand getreten, teilte Verdi mit.

Die derzeit laufenden Warnstreiks will Verdi auch an diesem Samstag und in der kommenden Woche fortsetzen. Viele Postkunden müssen sich damit wieder auf eine verzögerte Zustellung von Briefen und Paketen einstellen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 20. und 21. Mai in Königswinter bei Bonn geplant.

Aus Sicht der Deutschen Post halten sich die Auswirkungen der Warnstreiks nach wie vor in Grenzen. Von den rund 3,8 Millionen Paketen und Päckchen würden am Freitag mehr als 95 Prozent wie erwartet zugestellt werden können, teilte das Unternehmen mit. Bei den Briefsendungen sollen nur 1,5 Millionen von insgesamt 64 Millionen täglich den Empfänger verspätet erreichen.

Hintergrund der Streiks ist der Aufbau eines Paketzustellernetzes durch die Gründung von 49 regionalen Gesellschaften. Dort arbeiten bereits mehr als 6000 Menschen, darunter viele ehemals befristet Beschäftigte der Post. Bezahlt werden sie aber zu niedrigeren Löhnen. Verdi sieht in dem Vorgehen einen Vertragsbruch und fordert für 140 000 Beschäftigte als Ausgleich eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeiten von 38,5 auf 36 Stunden mit vollem Lohnausgleich.

Am vergangenen Wochenende hatte das Unternehmen unter anderem angeboten, die Kündigungsschutz für die Beschäftigten um drei Jahre bis 2018 auszuweiten sowie Heiligabend und Silvester wieder als arbeitsfreie Tage einzuführen. Verdi sprach von einer Mogelpackung und wies das Angebot zurück.

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