Wirtschaft Hier soll bald der Strom von der Nordsee nach Osterath fließen

Netzbetreiber Amprion stellt die Pläne vor, wie und wo der Strom von der Nordsee bis nach Osterath fließen soll. Die Bürger sollen mitdiskutieren.

Wirtschaft: Hier soll bald der Strom von der Nordsee nach Osterath fließen
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Wesel/Krefeld. Netzbetreiber Amprion hat am Mittwoch seine Vorschläge für die Trassenkorridore A-Nord vorgestellt, über die ab 2025 Windstrom von der Küste in den Süden transportiert werden soll. Seit Jahren wird über Routenführung und Konverterstandort gestritten.

Wirtschaft: Hier soll bald der Strom von der Nordsee nach Osterath fließen
Foto: Amprion

Amprion hatte im vergangenen Winter eine erste Umfeldanalyse für den Bau des bis zu zwei Milliarden Euro teuren Nordabschnitts (A-Nord) von Emden bis Osterath vorgenommen. Nach der Auswertung tausender Raumdaten entwickelte das Dortmunder Unternehmen mögliche Korridore für die spätere Trasse. Amprion will — politisch gewollt — Erdkabel verlegen, „außer eine Gebietskörperschaft beantragt Freileitungen. Dann prüfen wir das“, sagt Klaus Wewering, Projektleiter A-Nord.

Die jetzt präsentierten, einen Kilometer breiten Korridore sollen eine erste Richtung vorgeben, wo die rund 300 Kilometer lange Leitung zwischen Emden und Osterath verlegt werden könnte. Vier Varianten skizzieren die Fachleute. Die Aufgabe: Die Trasse muss so geradlinig, kostengünstig sowie menschen- und umweltschonend wie möglich gewählt werden — und technisch realisierbar sein.

Da bleibt nicht viel beim Blick auf die Landkarte und auf Gronau, wo die Leitung von Emden kommend NRW berühren wird, bis zum Netzverknüpfungspunkt in Meerbusch-Osterath. Das weite westfälische Land bietet vergleichsweise viel Platz, aber ab Borken wird es schwierig. Der Rhein kann nur an wenigen Stellen gequert werden, Flächen bei Rees, Xanten, Wesel und Dinslaken sind im Fokus. „Wir wir das machen, wissen wir noch nicht, aber es ist ausgeschlossen, dass wir den Wasserweg auch nur für einen Tag sperren“, sagt Wewering.

Auf der anderen Rheinseite wird die Trassenfindung nicht einfacher: Im Siedlungsgebiet Rhein-Ruhr ist kein Durchkommen. „Hier reduzieren sich die Varianten“, sagt Wewering. Am Ende bleiben nur zwei Stränge, die den Konverter erreichen. Beide führen westlich um Krefeld herum.

Der Streit um den Standort des Konverters — unmittelbar am Umspannwerk in Osterath und damit nah an der Wohnbebauung oder alternativ auf einer Dreiecksfläche an der Autobahn 57 in Kaarst — spielt bei der Präsentation in Wesel nur indirekt eine Rolle: Die Aufgabe, die direkteste und damit kostengünstigste Route für die Erdkabel — fünf Mal so teuer wie Freiluftleitungen — zu finden, hat den Standort Osterath auf der Prioritätenliste wieder nach oben katapultiert. Ein externes Gutachten habe indes ergeben, dass „die Fläche Kaarst die beste“ sei. Die Diskussion werde im Zusammenhang mit dem Ultranet, der südlichen Netzverbindung Osterath — Baden-Württemberg, geführt, sagt Amprion-Sprecher Jonas Knoop.

Jetzt sind die Bürger gefragt. In 15 Veranstaltungen will Amprion im August und September entlang der Korridore informieren, diskutieren und Anregungen aufnehmen. Hinzu kommt eine Tour mit einem Infomobil, das weitere 30 Stationen im Untersuchungsraum ansteuert. Alle Ideen werden bearbeitet, betont Wewering. Ende des Jahres soll der Prozess abgeschlossen, im März 2018 der Antrag auf Bundesfachplanung bei der Bundesnetzagentur gestellt werden.

Im Antrag wird Amprion eine Trasse empfehlen. Es gebe noch keine Festlegung, betonen Wewering und sein Kollege Sebastian Knauf. Nicht nur, weil die betroffenen Kommunen und Bürger noch nicht gehört wurden. „Unsere eigene Analyse ist noch nicht so weit“, sagt Knauf. Man könne den Korridor noch ändern, aber am Ende werde er nicht komplett anders verlaufen, sagt Knoop. „Wir sind davon überzeugt, es ist eine robuste Planung.“

Baubeginn soll 2021 sein. 35 Meter Breite braucht die Baustelle. Von einer Baustraße in der Mitte werden zwei Kabelgräben angelegt und mit je drei Leerrohren für die Leitungen ausgestattet. Ackerboden wird Schicht für Schicht ausgehoben, gelagert und am Ende rekonstruiert, um den Verlust wertvollen Ackerbodens zu vermeiden. Die Grundstückseigentümer werden entschädigt. Man setze auf einvernehmliche Lösungen, sagen Knoop und Wewering.

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