Museum Plagiarius: Die gestohlenen süßen Düfte

Sonderschau im Solinger Museum Plagiarius.

Solingen. Im Solinger Museum Plagiarius steht ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase: das Symbol für den jährlich verliehenen Negativpreis für Produktfälschungen. Golden ist die Nase, weil sich die Fälscher — ob von Motorsägen oder Einkaufskörben — eine goldene Nase verdienen.

In die Nase des Zwergs dringen seit Mittwoch Düfte „eines italienischen Frühlingsmorgens nach dem Regen“. Mit diesem Vergleich warb Anfang des 18. Jahrhunderts der Gründer des Eau-de-Cologne-Produzenten Farina. Das Unternehmen teilt das Schicksal anderer Firmen, deren Ideen abgekupfert werden.

Das Besondere: Die Kölner haben dies seit Jahrhunderten dokumentiert. Eben das ist der Anlass für die aktuelle Sonderausstellung im Plagiarius-Museum. Da werden gefälschte Flacons gezeigt, aber auch historische Dokumente von Rechtsfällen, in denen sich das Unternehmen erfolgreich zur Wehr setzte.

Johann Maria Farina, Fünffach-Urenkel des gleichnamigen Firmengründers, sagte gestern bei der Ausstellungseröffnung: „Dass ,Eau de Cologne’ vom Marken- zum Gattungsbegriff wurde, den auch andere verwenden dürfen, ließ sich nicht vermeiden. Aber wir haben uns immer dagegen gewehrt, dass andere unter unserem Namen an den Markt gingen.“

Farina erzählt: 1803 kaufte ein Unternehmer von einem Karl Franz Farina, der gar nicht zur „echten“ Farina-Familie gehörte, die Namensrechte, verkaufte diese an 25 Personen, die damit Nachahmer-Firmen gründeten. Was zu einigen der 2000 Prozesse der Kölner führte. Auf die wirtschaftlichen Schäden, aber auch auf das Gefahrenpotenzial, das minderwertige Produkte für den Kunden bedeuten, weist Rido Busse, Erfinder des Negativpreises Plagiarius, hin.

Gefälschtes Parfum ist meist nicht gefährlich. Aber dem guten Ruf des Produkts sei es abträglich, sagt Farina, wenn ein Kunde einen minderwertigen Duft kauft und diesen Eindruck auf das Originalprodukt überträgt.

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