Munich Re schraubt Jahresprognose nach oben

München (dpa) - Der Hurrikan „Sandy“ schreckt die Munich Re nicht. Trotz der verheerenden Sturmschäden vor allem in den USA erwartet der weltgrößte Rückversicherer 2012 einen Gewinn von rund drei Milliarden Euro, ein Fünftel mehr als bislang angekündigt.

Mehr als ein Drittel davon verdiente der Dax-Konzern bereits im dritten Quartal. Bislang hatte er mit einem Gewinn von rund 2,5 Milliarden gerechnet. Zwischen Juli und September verbuchte Munich Re einen überraschend hohen Gewinn von 1,13 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren es unter anderem wegen Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen nur 286 Millionen Euro. „Trotz des Wirbelsturms Sandy sind wir sehr optimistisch, 2012 einen Gewinn von rund 3 Milliarden erzielen zu können“, sagte Finanzvorstand Jörg Schneider am Mittwoch.

Dennoch gab sich der Manager vorsichtig: Die Finanzkrise halte an, und für 2013 wäre er mit einem Ergebnis „satt über 2,5 Milliarden Euro“ zufrieden. Die Belastungen durch Hurrikan „Sandy“ schätzt die Munich Re auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag. „Die hohe Zahl an Einzelschäden und die sehr weite Ausdehnung des Sturms machen eine Schadensschätzung sehr schwierig“, sagte Schneider.

Den Risikoexperten des Versicherungsdienstleisters Eqecat zufolge könnte „Sandy“ in den USA einen volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 50 Milliarden US-Dollar angerichtet haben. Versicherer hätten davon 10 bis 20 Milliarden Dollar zu tragen. Schneider hält die obere Marke der Prognose für realistisch. Der Ausfall von Strom- und Versorgungssystemen ließ viele Unternehmen stillstehen. Die Munich Re versichert Firmen gegen solche Betriebsunterbrechungen.

Allerdings wütete der Sturm erst im vierten Quartal und wird auch erst dann verbucht. Ansonsten war der Rückversicherer glimpflich durch das Jahr gekommen. Die Belastungen aus Naturkatastrophenschäden waren insgesamt ungewöhnlich niedrig, sagte Schneider. Daneben profitierte der Konzern auch von einer guten Entwicklung der Geschäfte und hohen Einnahmen aus Kapitalanlagen. „Das Ergebnis der ersten drei Quartale ist mehr als erfreulich.“

Größter Schaden im Sommer war die Dürre in den USA, für die die Münchner bereits im ersten Halbjahr 160 Millionen Euro beiseite gelegt hatten. Das Erdbeben, das Norditalien im Mai erschütterte, schlägt mit 150 Millionen Euro zu Buche, fast doppelt so viel wie anfangs erwartet. Für die Folgen von Wirbelsturm „Isaac“ muss die Munich Re mit 80 Millionen Euro geradestehen.

Der Gewinn lag zwischen Januar und September bei 2,7 Milliarden Euro, ein Jahr zuvor waren es gerade 75 Millionen Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen um im gleichen Zeitraum um 5,3 Prozent auf 39,1 Milliarden Euro. Angesichts der guten Zahlen kündigte der Konzern an, auch die Aktionäre an der Gewinnsteigerung zu beteiligen. „Wenn das Jahresergebnis gut ausfällt und die Rahmenbedingungen dem nicht widersprechen, wollen wir eine Dividende ausschütten, die über den 6,25 Euro aus dem Vorjahr liegt“, sagte Schneider.

Herausforderungen aber bleiben: „Die Finanzkrise wird uns auf Sicht weiter begleiten, die möglichen gravierenden Auswirkungen denkbarer Szenarien der Krisenentwicklung erfordern unsere Aufmerksamkeit“, schrieb Konzernchef Nikolaus von Bomhard im Quartalsbericht. Der Hurrikan „Sandy“ gebe zudem Anlass, sich weiter mit der Entwicklung von Naturkatastrophen auseinanderzusetzen.

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