Mini-Leitzins in den USA noch bis Ende 2014

Washington (dpa) - Überraschender Zins-Schwenk der US-Notenbank: Angesichts der trüben Konjunktur will die Federal Reserve deutlich länger als bislang gedacht an ihrer Politik des extrem billigen Geldes festhalten.

Wirtschaftslage wie auch Inflationserwartungen rechtfertigten es, dass der Leitzins bis mindestens Ende 2014 auf „außergewöhnlich niedrigem Niveau“ bleibt, teilte die Fed am Mittwoch nach der Sitzung des Offenmarktausschusses mit.

Bislang war von Niedrigzinsen lediglich bis Mitte 2013 die Rede gewesen. Die Zentralbank hatte den Leitzins inmitten der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise im Dezember 2008 auf die beispiellose Spanne zwischen 0,0 und 0,25 Prozent gedrückt. Sie unterstrich, dass sie an einer „sehr lockeren Geldpolitik“ festhalten wolle - eine neue Formulierung in Presseerklärung der Notenbank.

Fed-Chef Ben Bernanke bezeichnete die Entscheidung als „sehr vorsorgend“, da die Konjunktur trotz besserer Anzeichen immer noch anfällig sei. So leide die US-Wirtschaft etwa unter den „deutlichen Abwärtsrisiken“ in der Weltwirtschaft, dazu zähle auch der Gegenwind aus dem von der Schuldenkrise geplagten Europa. Die Inflation sieht die Notenbank derweil im Griff.

Insgesamt senkte die Fed ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf eine Spanne von 2,2 bis 2,7 Prozent. Im November waren noch Werte von 2,5 bis 2,9 Prozent angenommen worden. Für das kommende Jahr prognostizierte sie einen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 2,8 Prozent bis 3,2 Prozent. Für 2014 erwartet die Zentralbank ein Wachstum von 3,3 Prozent bis 4,0 Prozent. Schwierig bleibe die Lage am Arbeitsmarkt: Die Quote werde bis Ende des Jahres auf bis 8,2 Prozent sinken. Derzeit liegt sie bei für US-Verhältnisse hohen 8,5 Prozent.

Der Internationale Währungsfonds erwartet in seinem jüngsten Weltwirtschaftsausblick in den USA ein Wachstum von 1,8 Prozent in diesem und 2,2 Prozent im nächsten Jahr. Damit liegen die Vereinigten Staaten deutlich über dem Durchschnitt der Industrienationen.

Experten erwarten, dass die Notenbank im Laufe des Jahres abermals die Notenpresse anwirft und Schuldtitel kauft, diesmal allerdings hypothekenbesicherte Wertpapiere statt Staatsanleihen. Weitere geldpolitische Maßnahmen seien noch immer „auf dem Tisch“, wenn die Inflation niedrig genug bleibe, sagte Bernanke.

Der eingeleitete Anleiheaustausch („Operation Twist“), durch den die Notenbank ihr Anleiheportfolio von kurz- in langlaufende Papiere umschichtet, solle fortgeführt werden, hieß es. Auf diese Weise sollen langlaufende Zinsen gedrückt werden. Ziel ist zudem, die Attraktivität von Aktien zu stärken und die Märkte anzukurbeln.

Die Entscheidung, noch bis Ende 2014 an Niedrigzinsen festzuhalten, fiel mit nur einer Gegenstimme im FOMC. Jeffrey Lacker hätte es bevorzugt, keine konkreten Zeitrahmen zu nennen, hieß es. Zum ersten Mal in ihrer fast 100-jährigen Geschichte legte die Fed konkrete Zinsprojektionen vor. Demnach meinen 11 von den 17 FOMC-Mitgliedern, dass der Leitzins in 2015 über 0,25 Prozent steigen werde. Auf längere Sicht könne er bis auf 4 Prozent steigen.

Die Offenlegung ist Teil der Bemühung von Fed-Chef Ben Bernanke um mehr Transparenz in den Entscheidungen der Notenbank. Bernanke hatte unlängst begonnen, viermal im Jahr Pressekonferenzen nach FOMC-Sitzungen zu geben. Hintergrund ist die Absicht der Notenbank, den Märkten klarere Vorstellungen über den künftigen Kurs der Fed zu geben und so Unsicherheiten zu verringern.

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