Minenkonzern Anglo American plant Massenentlassungen

Johannesburg (dpa) - Der weltgrößte Platinförderer Anglo American Platinum (Amplats) will in Südafrika die Platinförderung verringern und bis zu einem Viertel der Stellen abbauen.

Minen-Stilllegungen und andere Sparmaßnahmen könnten zur Entlassung von 14 000 der 57 000 Mitarbeiter führen, heißt es in einem am Dienstag in Johannesburg veröffentlichten Mitteilung der Tochter des Rohstoffkonzerns Anglo American. Geplant seien aber auch Neueinstellungen von 14 000 Mitarbeitern in neuen Bereichen.

Südafrikas Arbeitsministerin Mildred Oliphant forderte im TV-Sender eNCA neue Verhandlungen zwischen den Tarifparteien. Die Gewerkschaften reagierten empört. „Wir sind sehr schockiert“, sagte der Sprecher der Nationalen Minengewerkschaft (NUM), Lesiba Seshoka, der Nachrichtenagentur dpa. „Wir fordern von der Arbeitnehmern nun Einigkeit und Disziplin, um gemeinsam mit der Betriebsverkleinerung umzugehen.“ Triebfeder der gewalttätigen Minenarbeiterstreiks 2012 war die kleine, militante Gewerkschaft Amcu.

Am stärksten würde es nach Angaben des Unternehmens den Standort Rustenburg mit 13 000 Arbeitern treffen. Das neue jährliche Platin-Förderziel wurde nach unten auf 2,1 bis 2,3 Millionen Unzen pro Jahr korrigiert. Das würde eine Reduzierung um 400 000 Unzen bedeuten. Der Platinumpreis schnellte auf dem südafrikanischen Rohstoffmarkt am Dienstag um mehr als zwei Prozent in die Höhe.

Insgesamt will der Konzern die jährlichen Aufwendungen um 3,8 Milliarden Rand (327 Millionen Euro) senken und Investitionen zurückfahren. 2011 war der Gewinn des Unternehmens trotz eines zweistelligen Umsatzwachstums um 28 Prozent gefallen. Der Bergbaukonzern steuerte zuletzt rund 40 Prozent zur weltweiten Platin-Förderung bei. Amplats verwies auf die „sinkende Profitabilität in den letzten Jahre“ und einen „bedenklichen wirtschaftlichen Druck seit geraumer Zeit.“

In Rustenburg hatten die Arbeitgeber 2012 nach heftigen Streiks die Löhne zum Teil deutlich erhöht. Amplats hatte die Streiks als illegal bezeichnet und deshalb zwischenzeitlich 12 000 Arbeiter entlassen. Die Streiks waren Teil von Arbeitskämpfen in vielen Minen des Landes. Bei Polizeieinsätzen und Gewalttaten von Arbeitern kamen insgesamt mehr als 60 Menschen ums Leben.

Auch in anderen Minen Südafrikas gärt es. Das Unternehmen Harmony Gold hat den Arbeitnehmern der Kusasalethu Mine nahe Johannesburg 60 Tage Zeit zur Lösung einen lange schwelenden Arbeitskonflikts gegeben; Sollten die Verhandlungen scheitern, droht die Firma mit dem Verlust von 6000 Arbeitsplätzen. Angesichts der Gewalttaten und Zerstörungen während der Streiks hatte Firmenchef Graham Briggs betont, dass „dies nicht mehr so weiter gehen kann“. Im Streik befinden sich auch Tausende von Farmarbeitern in der Provinz Westkap.

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