Trotz weltweitem Streckennetz Lufthansa fällt im Passagiergeschäft hinter Ryanair zurück

Frankfurt/Main (dpa) - Die Lufthansa ist 2016 trotz Zuwächsen im Passagiergeschäft erstmals hinter den irischen Billigflieger Ryanair zurückgefallen.

Trotz weltweitem Streckennetz: Lufthansa fällt im Passagiergeschäft hinter Ryanair zurück
Foto: dpa

Zusammen mit ihren Töchtern Eurowings, Swiss und Austrian Airlines beförderte der Dax-Konzern im abgelaufenen Jahr 109,67 Millionen Fluggäste und damit 1,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie er am in Frankfurt mitteilte. Ryanair konnte die Zahl der Fluggäste dank eines kräftig ausgeweiteten Angebots jedoch um 15 Prozent auf 117 Millionen steigern.

Gemessen an der Zahl der Fluggäste musste Lufthansa seine Stellung als Europas größte Fluggesellschaft an Ryanair abtreten. Allerdings sind die Lufthansa-Kunden im Schnitt auf längeren Strecken unterwegs, da der Konzern im Gegensatz zu Europas größtem Billigflieger ein weltweites Streckennetz betreibt. Ryanair ist vor allem innerhalb Europas und im Mittelmeerraum unterwegs.

Bei der Auslastung der Flugzeuge verbuchte Lufthansa 2016 einen Rückgang um 1,4 Prozentpunkte auf 79,1 Prozent. Zu schaffen machten ihr weiter gesunkene Ticketpreise und der Pilotenstreik im November. Dieser fügte dem Konzern einen Schaden von rund 100 Millionen Euro.

Im neuen Jahr will Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr das Flugangebot um drei Prozent ausbauen. Dazu soll ein Deal mit der vor der Zerschlagung stehenden zweitgrößten deutschen Fluglinie Air Berlin beitragen. Das Unternehmen will 38 Jets samt Piloten und Flugbegleitern an den Lufthansa-Konzern vermieten, davon 33 an dessen Tochter Eurowings. Weiteres Wachstum kommt mit der jüngst besiegelten Übernahme der belgischen Brussels Airlines, die auch bei Eurowings angedockt wird und bis 2018 integriert werden soll.

Eine mögliche Übernahme von Air Berlin sieht Spohr aber skeptisch. Er verwies vor allem auf die ungünstige Kostenstruktur des Konkurrenten. Dieses unter anderem von teuren Piloten verursachte Problem wäre sicher am schwersten zu lösen, sagte Spohr. Daneben müsste man den hohen Schuldenstand der Air Berlin sowie kartellrechtliche Probleme bei einer Übernahme beachten, wobei er letztere für lösbar hielte.

Lufthansa sieht auch die Digitalisierung als weiteren Schub für neue Geschäftsmodelle. Man wolle sich nicht wie die Hotel- oder Taxibranche beim Zugang zum eigenen Produkt überholen lassen, sagte Spohr auf dem „Digital Aviation Forum“ des Unternehmens. Die Vermarktung der Flüge habe sich bereits stark verändert und Lufthansa habe in ihren digitalen Services ihre Innovationskraft bewiesen.

Zusätzliche Profite erwartet der Dax-Konzern aus der Nutzung der Kundendaten. „Die Menschen vertrauen uns ihr Leben an. Wir werden auch mit ihren Daten vertrauensvoll umgehen“, sagte Spohr. Lufthansas „Miles & More“ sei das erfolgreichste und größte Treueprogramm in Europa. Es komme darauf an, den Kunden die bestmögliche persönliche Erfahrung bei Lufthansa zu bieten.

2016 hat Lufthansa voraussichtlich einen bereinigten operativen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro erzielt. Der Vorstand bekräftigte jüngst die Prognose - die Belastung des Pilotenstreiks herausgerechnet. Eine Gewinnprognose für 2017 wagte das Management nicht. Indes rechnet es mit weiter sinkenden Ticketpreisen und 400 Millionen Euro mehr Treibstoffkosten.

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