Lokführer streiken jetzt ganze Tage

Arbeitskampf: Reisenden droht ab Donnerstag ein Chaos. Die Bahn sieht sich nicht in der Lage, Ersatzfahrpläne anzubieten.

Berlin. Bei der Bahn droht jetzt ein langer Arbeitskampf. Die Fahrgäste müssen mit ganztägigen Streiks im Regionalverkehr rechnen. Unmittelbar nach Ablauf eines Ultimatums kündigte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gestern an, dass morgen, Freitag, Montag und Dienstag gestreikt werden könne. Damit erreicht der Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn eine neue Eskalationsstufe. Am Wochenende soll der Zugverkehr aber normal laufen.
Auswirkungen auch auf den Fernverkehr befürchtet
Die Arbeitsniederlegungen sollen auf Regionalzüge und S-Bahnen beschränkt bleiben. Die GDL will den Termin erst "in den späten Nachmittagsstunden” bekanntgeben, wenn am folgenden Tag gestreikt werden soll. Der Güter- und Fernverkehr darf nach einem Beschluss des Arbeitsgerichts Chemnitz bis auf weiteres nicht bestreikt werden. Allerdings könnte der Ausstand im Regionalverkehr auch Auswirkungen auf den Fernverkehr haben, so dass auch Urlaubsreisende betroffen wären.
Bahn-Vorstandsmitglied Karl-Friedrich Rausch sagte, die GDL lasse "mit ihren vagen Ankündigungen der DB AG keine Chance, Ersatzfahrpläne einzurichten”. Dies hatte die Bahn am vergangenen Freitag getan. So war es dem Unternehmen gelungen, auch während des dreistündigen Streiks viele Nahverkehrszüge und S-Bahnen rollen zu lassen. Der Notplan sorgte zugleich dafür, dass vor Beginn und nach Ende des Streiks Regional- und Fernzüge nur in verringertem Umfang verkehrten. Bahnmanager Rausch erklärte, für Ersatzfahrpläne sei ein erheblicher zeitlicher Vorlauf nötig, den es bei kurzfristiger Ankündigung nicht gebe. Das Unternehmen warf der GDL vor, den Bahnkunden bewusst zu schaden. Rausch kündigte an, dass das Personal für die kostenlose Service-Telefonnummer 0800-0 99 66 33 verstärkt werde.

Der Zug ist weg

Kommentar

Wer eine Reise tut, der kann was erleben. Ab morgen werden sich Bahnkunden schmerzhaft an diese Volksweisheit erinnern. Hatten sie bislang noch Verständnis für das Ansinnen der Lokführer, für ihren verantwortungsvollen Job auch angemessen entlohnt zu werden, dürfte der Sympathie-Zug jetzt abgefahren sein. Denn in dem Tarifstreit geht es längst nicht mehr um Löhne und Gehälter. Er hat sich als Machtkampf zwischen Gewerkschaft und Bahn entpuppt, zwischen dem die Reisenden zerrieben werden. [email protected]

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