Lange Europa-Kontonummern werden Pflicht

Brüssel (dpa) - Bankkunden müssen sich ab 2013 an europaweit einheitliche Kontonummern mit 22 Stellen gewöhnen. Mit den Zahlenkolonnen werden in Deutschland die bisherige viel kürzere Kontonummer und die Bankleitzahl abgelöst.

Nach dem neuen EU-Standard sollen dann die 22-stellige Kontonummer (IBAN) sowie eine neue 11- stellige Bankleitzahl (BIC) gelten - und zwar auch bei Überweisungen im eigenen Land. Derzeit sind die internationalen Standards nur bei Transfers auf ausländische Konten im Einsatz. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier präsentierte am Donnerstag ungeachtet deutscher Bedenken diese Neuerungen.

Für Lastschriften soll die Umstellung spätestens Anfang 2014 vollzogen sein. Allerdings wird es Übergangsfristen geben, um Bankkunden und kleinen Sparkassen mehr Zeit für die Umstellung zu geben. Der Vorschlag bedarf der Zustimmung von Europaparlament und EU-Ministerrat, der die 27 Regierungen vertritt. Barnier will mit dem festen Enddatum den Umstieg auf das europäische Zahlungssystem Sepa (Single European Payment Area) gesetzlich erzwingen. Verbraucherschützer, aber auch die Bundesregierung waren Sturm gegen die Pläne der EU-Kommission gelaufen.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hatte vor einer hohen Fehlerquote bei den superlangen Zahlen und einem „Riesenchaos“ bei der Umstellung gewarnt. Die EU-Kommission verweist dagegen auf die Vorteile von Sepa. Grenzüberschreitende Überweisungen und Lastschriften der Kunden werden künftig genau so schnell abgewickelt wie im Inland, jegliche Auslandsgebühren entfallen.

„Verbraucher benötigen nur noch ein Bankkonto und ihre Überweisungen werden schneller, billiger und sicherer“, sagte Barnier. Versteckte Gebühren zwischen Banken für Lastschriften, die es in einigen EU-Staaten noch gibt, werden von 2014 an verboten. Das Einsparpotenzial beziffert die Kommission auf insgesamt 123 Milliarden Euro in sechs Jahren.

Dabei ist die Kommission durchaus auf Forderungen aus Deutschland eingegangen. Barnier ist bereit, parallel zum europäischen Sepa- System für eine „vernünftige Übergangsfrist“ auch die nationalen Zahlungsverkehrssysteme weiter zuzulassen.

Für das vom deutschen Handel geschaffene kostengünstige „Elektronische Lastschriftverfahren“ erhält Deutschland eine Übergangsfrist von fünf Jahren. Die Bankenbranche hatte gewarnt, dass Kunden jede Einzugsermächtigung neu erteilen müssten. „Dieses Problem muss Deutschland nun selbst lösen, alle 26 anderen Länder haben das bereits geschafft“, sagte ein EU-Experte.

Der Bundesverband deutscher Banken forderte, der Übergang auf das europäische Verfahren müsse „mit Augenmaß erfolgen“. Die von der EU- Kommission genannten Fristen seien zu ambitioniert und sollten auf drei bis fünf Jahre ausgeweitet werden.

Der Widerstand aus Deutschland hatte die Kommission lange zögern lassen. Ursprünglich wollte Barnier das Enddatum für die nationalen Verfahren schon vor Monaten bekanntgeben. Der EU-Kommission geht die Umstellung nicht schnell genug. Nach ihren Angaben laufen in Europa bisher nur zehn Prozent, in Deutschland sogar nur ein Prozent aller Überweisungen als Sepa-Überweisung.

Als frühestes Datum für das Inkrafttreten des Vorschlags gilt Ende 2011, da die Verhandlungen mit Parlament und Rat ein Jahr dauern dürften. Die EU-Verordnung soll laut Text ein Jahr nach Verabschiedung für Überweisungen verbindlich werden und zwei Jahre danach für Lastschriften. Das wäre dann frühestens Anfang 2013 beziehungsweise Anfang 2014.

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