Ladendiebe setzen dem Handel zu

Die Geschäfte müssen jährlich Ware für fast zwei Milliarden Euro abschreiben.

Köln. Es ist mittlerweile eine altbekannte Masche. Eine Person lenkt die Verkäuferin ab, eine andere räumt ein Regal leer. Gerade bei Drogerie-Discountern, in deren Filialen sich oft nur ein oder zwei Angestellte während der Verkaufszeiten aufhalten, ist die überschaubare personelle Besetzung geradezu ein Paradies für Diebe.

Und dabei sind solche kriminellen Phänomene schon lange keine Ausnahme mehr. "Die gewerbliche Bandenkriminalität ist eines der größten Probleme für die Einzelhändler. Gerade für Betriebe mit geringer personeller Ausstattung", sagt Ute Holtmann, Sprecherin des Handels-Forschungsinstituts EHI.

Das Kölner Unternehmen hat eine Studie veröffentlicht, für die es 122 Unternehmen mit 12000 Filialen und 47 Milliarden Euro Umsatz zum Thema Inventurverluste befragt hat. Ladendiebstähle, Mitarbeiterdiebstahl, Dienstleister- und Logistikschäden sowie organisatorische Mängel der Einzelhändler sind unter dem Begriff zusammengefasst.

Und das Ergebnis für das untersuchte Jahr 2007 ist laut Ute Holtmann weiterhin unbefriedigend: "Seit fünf Jahren bewegt sich die Zahl der Verluste konstant um vier Milliarden Euro herum."

Vor allem der Ladendiebstahl sei noch immer das größte Problem. So seien 1,9 Milliarden Euro Verlust im Einzelhandel auf Diebstähle durch Kunden zurückzuführen. "Statistisch gesehen stiehlt jeder deutsche Haushalt jährlich Waren im Wert von mehr als 50 Euro", sagt Holtmann.

Die Polizeistatistik beziffere zwar einen Rückgang von Ladendiebstählen um 6,6 Prozent auf 400183. "Das kann aber auch daran liegen, dass nicht alle Diebstähle zur Anzeige gebracht werden", glaubt Ute Holtmann. Denn jede Anzeige brächte zusätzlichen Aufwand und zusätzliche Kosten für das Unternehmen mit sich. Viele Häuser regelten dies etwa mit der Erteilung eines Hausverbots.

Insgesamt blieben 30 Millionen Diebstähle jährlich mit einem durchschnittlichen Warenwert von 60 Euro unentdeckt. Und dies, obwohl die Firmen Jahr für Jahr rund eine Milliarde Euro in den Eigenschutz investieren. Neben der Sicherung der Ware mit verschiedensten Systemen sei die Ausstattung der Häuser mit Kameras und Detektiven zwar eine besonders sichere Variante, wie das EHI ermittelte.

So seien 71 Prozent der aufgedeckten Ladendiebstähle auf die Arbeit von Detektiven zurückzuführen. Und obwohl die meisten Unternehmen keine flächendeckende Kameraausstattung ihrer Märkte haben, werden knapp 40 Prozent der Taten durch Kamerasysteme und Bilddatenaufzeichnungen erkannt. Doch der zusätzliche Personal- und Kostenaufwand erweist sich für einige Häuser als zu großer Kostenfaktor.

Ein weiterer für die Unternehmen überaus unangenehmer Zustand belastet das Gewinn- und Verlustkonto. Auch eigene, unehrliche Mitarbeiter "bedienen" sich an der Ware. Rund eine Milliarde Euro Verlust jährlich entstehen den Einzelhändlern dadurch, hat das Institut herausgefunden. Statistisch gesehen wird jeder 100. Mitarbeiter des Diebstahls oder der Kassen-Manipulation überführt und hat dabei einen Schaden von etwa 1000 Euro angerichtet, sagt das EHI.

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