Kann Opel gerettet werden?

Krise: Am Freitag legt der Autobauer ein Sanierungskonzept vor. Der Bund prüft die Vergabe von Krediten und Bürgschaften.

Rüsselsheim. Kann Opel gerettet werden? Diese Frage stellen sich nicht nur die 25000 Mitarbeiter. Mit bangem Blick schauen sie auf Freitag. Dann trifft sich der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung. Es geht um ein Sanierungskonzept für den angeschlagenen Autobauer.

Opel strebt vom Bund einen Bürgschaftsrahmen von 2,6Milliarden statt bisher 1,8 Milliarden Euro an. Die Arbeitnehmer sollen zudem 700 Millionen Euro an Kürzungen akzeptieren. Insgesamt wird der Finanzierungsbedarf von Opel auf 3,3 Milliarden Euro beziffert. Dabei drängt die Zeit. Angeblich reicht das Geld nur noch bis Mai. Bund und Länder machen die Gewährung von Staatshilfen allerdings von der Vorlage eines tragfähigen Sanierungskonzepts abhängig.

Der Autobauer prüft nach Informationen des "Handelsblatts", ob er das Europa-Geschäft in eine europäische Aktiengesellschaft umwandelt. Bisher ist Opel eine GmbH und in der Organisation der Muttergesellschaft General Motors in Europa integriert. Die neue Rechtsform könnte eine Möglichkeit sein, den Abfluss von Staatshilfen in die GM-Zentrale zu verhindern, sowie Dritten den Einstieg bei Opel zu ermöglichen. Bislang hat die deutsche Tochter nicht mal ein eigenes Konto.

Neben Bürgschaften sind laut "Financial Times Deutschland" staatliche Kredite im Gespräch. Damit könnte der Bund Opel schneller helfen als mit einer Bürgschaft. Dafür käme der neue 100-Milliarden-Euro-Topf für kriselnde Firmen infrage. Der Topf enthält Bürgschaften mit einem Volumen von 75 Milliarden Euro, 25 Milliarden Euro stehen für Kredite bereit.

Der Betriebsrat will "ein eigenes europäisches Geschäftsmodell und von GM getrennt werden". Dieser Forderung wollen die Opel-Mitarbeiter am Donnerstag mit einer Demonstration vor der Opel-Zentrale in Rüsselsheim Nachdruck verleihen. Sie fordern zudem, dass alle vier deutschen Werke erhalten bleiben.

Der US-Mutterkonzern wird sich auf eine Trennung von Opel kaum einlassen. Dafür ist die umweltfreundliche Technologie der Deutschen viel zu wichtig für die Amerikaner. Doch hat GM-Chef Rick Wagoner angesichts der dramatischen Lage Zugeständnisse angedeutet. Im Gespräch mit Ministerpräsident Rüttgers machte er deutlich, offen für eine Beteiligung Dritter zu sein. "I need cash (Ich brauche Bargeld)", lautete seine Begründung.

Wirtschaftsforscher warnen vor einer Staatsbeteiligung bei Opel. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, sagte dem "Handelsblatt": "Es ist schlicht nicht möglich, Arbeitsplätze gegen den Wettbewerb zu subventionieren." Die Zukunft des Autobauers sei völlig ungewiss. "Darauf kann sich der Staat nicht einlassen." Und eine Insolvenz bedeute noch lange nicht das Ende von Opel. "Eine Insolvenz eröffnet vielmehr die Basis für einen Neuanfang." alu/dpa

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