Internet-Firmen: Party und Depression

Das Geschäft ist schnelllebig, Scheitern gehört zur Unternehmenskultur.

Berlin. „Global funktionierende Software aus Berlin“ — das hat sich der junge Unternehmer Christian Reber zum Ziel gesetzt. Im Hinterhofbüro des Startups nennt er seine Firma 6wunderkinder in einem Atemzug mit SAP, dem größten Software-Konzern aus Deutschland.

Sechs Monate später wird gefeiert: Die Software Wunderkit soll zu einer Plattform für die kreative Zusammenarbeit werden, internationale Investoren haben mehr als vier Millionen Dollar bereitgestellt. Wenige Monate später zieht die Firma die Reißleine: Reber räumt ein, „dass mit dem Produkt etwas nicht stimmt“.

So schnell tickt die Uhr der Gründerszene, zwischen Party und Business, Hype und Depression. „Die allermeisten Startups verschwinden wieder“, sagt Alexander Hüsing vom Szeneportal deutsche-startups.de. „Die Erfahrung des Scheiterns ist Teil der Kultur.“

Erfolgreiche Startups profitieren derweil davon, dass im Netz „die Akquise von Neukunden und damit das Wachstum sowie die Wertsteigerung von Firmen schneller denn je möglich“ sei, sagt der Internet-Unternehmer Steffen Reitz, Gründer und Geschäftsführer der smarchive GmbH.

Was für traditionelle Unternehmen ein aufwendiger Vertrieb gewesen sei, werde bei den Internet-Startups von den Sozialen Medien erledigt: Was neu und interessant ist, spricht sich im Netz schnell weltweit herum.

Ständiges Brainstorming und Ausprobieren in kleinen Teams, Selbstausbeutung, Risikobereitschaft, flache oder gar keine Hierarchien — das sind Kennzeichen der Startup-Kultur. Und diese ist für etablierte Unternehmen so reizvoll, dass sie Neugründungen von Unternehmen unter dem eigenen Dach einen Platz bieten.

„Inkubatoren“ heißen solche Förderprogramme. Etablierte Unternehmen müssten sehr wachsam sein, nicht von einem neuen Technologiesprung ins Abseits gestellt zu werden, sagt ImmobilienScout-Geschäftsführer Marc Stilke. „Die Startups konfrontieren uns mit frischen Ideen und geben unserer Unternehmenskultur den nötigen innovativen Spirit.“

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