Institute trotz Risiken zuversichtlich für Konjunktur

Halle/Kiel (dpa) - Drei führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute geben sich trotz anhaltender Risiken prinzipiell zuversichtlich für die deutsche Konjunktur.

Zwar rechnen die Forscher nicht mit einer Fortsetzung des diesjährigen starken Wachstums. Dank einer stärkeren Binnennachfrage dürfte Deutschland aber auf Erholungskurs bleiben. Das gewerkschaftsnahe IMK sieht allerdings die Gefahr einer deutlichen Abschwächung 2012.

In diesem Jahr dürfte Deutschland mit 3,7 Prozent so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung wachsen, schätzen das Institut für Wirtschaftsforschung (IWH), das Institut für Weltwirtschaft (IfW) und das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in unabhängig voneinander erstellen Gutachten. Damit wird die Erholung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise noch etwas stärker eingeschätzt als vor rund drei Monaten. Auch für kommendes Jahr wurden die Prognosen erhöht. Sie liegen jetzt zwischen 2,3 und 2,5 Prozent.

Alle drei Institute sehen ähnliche Chancen und Risiken für die deutsche Wirtschaft, wenngleich sich das IMK merklich pessimistischer gibt. Dennoch verweisen die Forscher unisono auf eine sich wandelnde Wachstumsstruktur in Deutschland: Während der Export als zuletzt bestimmende Wachstumsgröße an Bedeutung verlieren dürfte, trete die Binnennachfrage immer stärker in der Vordergrund. Der private Konsum dürfte von steigenden Einkommen und der robusten Arbeitsmarktlage profitieren. Aber auch die Investitionen der Unternehmen begünstigten die Entwicklung. Das IMK sieht allerdings die Gefahr zu schwacher Lohnsteigerungen.

Einig sind sich die Institute überwiegend bei den makroökonomischen Gefahren. Als Risiko wird in erster Linie die europäische Schuldenkrise genannt. Eine weitere Zuspitzung der Schuldenkrise würde die konjunkturellen Erwartungen erheblich dämpfen, schreibt etwa das IWH. Aber auch die extrem expansive US- Geldpolitik wird als Gefahrenherd genannt. Das IMK sieht indes Abschwungsgefahren für 2012, ausgehend von einem geringeren globalen Wachstum und den starken Sparanstrengungen in vielen europäischen Ländern.

Nach Einschätzung von Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise bleibt die deutsche Wirtschaft auch im kommenden Jahr Spitzenreiter beim Wachstum im Euroraum. Heise geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2011 um 2,6 Prozent zulegt, wie die Allianz am Donnerstag in München mitteilte. Am schlechtesten dürfte demnach Griechenland mit einem Minus von 2 Prozent abschneiden. Heise geht generell davon aus, dass die Aufschwungkräfte im kommenden Jahr im Euroraum weiterhin überwiegen, allerdings mit gedämpftem Tempo. „Nach einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent im Euroraum in diesem Jahr rechnen wir im nächsten Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,6 Prozent.“

Oberste Priorität müsse die Stabilität der Währungsunion haben, mahnte Heise. „Deutschland hat der Euro viele Vorteile gebracht. Die Politik darf den Euro nicht infrage stellen. Ohne den Euro wäre die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland nicht so gut wie sie ist.“

Nach einer Analyse der Commerzbank wird 2011 ein gutes Jahr für die privaten Verbraucher in Deutschland. Die Preise blieben annähernd stabil und die Arbeitslosigkeit sinke. „Unter diesen Bedingungen können sich voraussichtlich viele Menschen mehr leisten. Der private Konsum dürfte deshalb 2011 steigen“, schrieb Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen in einer Analyse am Donnerstag. Für 2011 nimmt die Bank eine Arbeitslosenquote von 7,2 Prozent nach 7,7 Prozent 2010 an. Die Teuerung sieht die Bank bei 1,2 Prozent. „Rechnet man die tendenziell weiter steigenden Kosten für Heizung und Benzin heraus, haben wir sogar annähernd stabile Preise“, so Solveen.

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