Inflation: Der Alltag wird teurer

Die Verbraucherpreise sind im März um 2,1 Prozent gestiegen. Die Kunden spüren es täglich beim Einkauf.

Frankfurt. Ob Kaffee, Strom oder Sprit: Die Dinge des täglichen Lebens werden derzeit spürbar teurer. Schon hat mehr als jeder dritte Deutsche Angst, die Inflation werde sein Vermögen auffressen. Die Sorge ist jedoch überzogen, denn im März lag die Jahresteuerung bei 2,1 Prozent — und damit zwar etwas über der Warnschwelle der Währungshüter, aber weit unter einer Reihe früherer Werte zu Euro-, aber vor allem auch zu D-Mark-Zeiten.

Doch immer mehr Ökonomen warnen vor weiter steigenden Preisen. Bundesbank-Präsident Axel Weber hält einen Anstieg der Inflation in Deutschland auf „knapp unter drei Prozent“ zum Jahresende für nicht ausgeschlossen. Auch Europas Währungshüter sehen Risiken für die Preisstabilität und treten bereits behutsam auf die Bremse: Die EZB hat den Leitzins im Euroraum leicht auf 1,25 Prozent erhöht und damit den Ausstieg aus ihrer Krisenpolitik des ultra-billigen Geldes eingeleitet.

Für die Konjunkturlokomotive Deutschland ist die EZB-Geldpolitik damit immer noch sehr expansiv. In der Folge könnten die Preise steigen, denn das Wachstum weckt Begehrlichkeiten. Noch wirke der recht schwache Lohnauftrieb bremsend, sagt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.

Neue Tarifabschlüsse könnten das angesichts der Entspannung am Arbeitsmarkt mit einer Beschäftigung auf Rekordniveau aber ändern — und eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen, vor der Europas oberster Währungshüter Jean-Claude Trichet bei jeder Gelegenheit eindringlich warnt.

Zudem werden Nahrungsmittel spürbar teurer. Ein Ende ist nicht abzusehen: Denn durch den wachsenden Wohlstand in Schwellenländern oder steigende Nachfrage nach Biokraftstoffen werden weltweit immer mehr Rohstoffe nachgefragt, auch Lebensmittel. Wenn das Angebot nicht mitwächst, führt dies zu einem Aufwärtsdruck bei den Preisen.

Es dürfte viele schmerzen, wenn sie für Kaffee fast 15 Prozent mehr bezahlen müssen als vor einem Jahr. Zumal Preisveränderungen bei Gütern des täglichen Bedarfs in einem höheren Maße wahrgenommen werden, wie Alexander Koch von der Uni-Credit betont. Die „gefühlte Inflation“ liege derzeit bei vier Prozent, rechnet er vor.

Dieser gefühlte Preisschub macht sich umso deutlicher im Geldbeutel bemerkbar, je weniger Geld ein Mensch hat: „Generell haben die Verbraucher mit geringen Haushaltseinkommen prozentual die höchste Konsumneigung“, betont Koch und kommt zu dem Ergebnis: „Die gestiegenen Energie- und Nahrungspreise treffen die Niedrigverdiener besonders stark.“

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