IG Metall unzufrieden: Aufschwung kommt nicht an

Stuttgart (dpa) - Die Metallindustrie läuft in weiten Teilen wie geschmiert, doch die IG Metall ist nicht rundum zufrieden. Die Gewerkschaft sieht ihre Klientel einem wachsendem Druck ausgesetzt oder in unsichere Arbeitsverhältnisse gedrängt.

„Die wachsende Nachfrage wird durch Ausbau von Schichtsystemen, Leistungsverdichtung sowie Leiharbeit und Werksverträge aufgefangen“, sagte Baden-Württembergs IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. „Die Klagen über zunehmende Arbeitsbelastung häufen sich.“ Die künftige Herausforderung für die Gewerkschaft sei, dass die feste Anstellung wieder zum Normalfall wird.

Der drohende Fachkräftemangel erfordere überdies, dass Menschen nicht in die Leiharbeit abgedrängt würden, wo sie Gefahr liefen, ihre Qualifikation zu verlieren; dies gelte insbesondere für Auszubildende. Hofmann verlangte von der Politik Regelungen, die eine Ausweitung der sogenannten prekären Arbeitsverhältnisse stoppen. „Für gleiche Arbeit muss gleiches Entgelt gezahlt werden.“ Dieses Prinzip müsse im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz verankert werden. Zudem darf nach Überzeugung des Gewerkschafters Leiharbeit nicht auf die Dauer des bevorstehenden Einsatzes begrenzt werden: „Wir brauchen das 2004 abgeschaffte Synchronisationsverbot wieder, damit nicht allein der Arbeitnehmer das Beschäftigungsrisiko trägt.“

„Die Firmen konnten seit dem zweiten Quartal durchstarten, weil sie ihre Fachkräfte weitgehend gehalten haben“, sagte Hofmann. „Möglich gemacht haben dies Kurzarbeit und der Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung.“

Sorge bereitet dem Gewerkschaftschef die hohe Abhängigkeit der Autobauer von China. „Dort ist ein Ende der hohen Absatzzahlen vor allem im Premiumsegment derzeit nicht absehbar.“ Da aber immer mehr deutsche Firmen und Zulieferer ihre Produkte in dem asiatischen Land fertigten, seien für eine stabile langfristige Entwicklung im deutschen Fahrzeugbau vor allem im Klein- und Mittelwagen-Segment die Geschäfte in Europa und in der Region USA, Kanada und Mexiko ausschlaggebend. „Der fehlende europäische Wachstumsschub ist ein Kernproblem, das durch die Sparprogramme in Ländern wie Griechenland, Irland, Portugal und Spanien verschärft wird.“

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