Bewegung im Tarifkonflikt IG-Metall: Neue Verhandlungsrunde soll Abschluss bringen

Stuttgart (dpa) - Die bundesweiten Warnstreiks der vergangenen Woche könnten Bewegung in die Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie gebracht haben. Die Stimmung sei konstruktiv, hieß es am späten Montagnachmittag am Verhandlungsort in der Stuttgarter Liederhalle.

Bewegung im Tarifkonflikt: IG-Metall: Neue Verhandlungsrunde soll Abschluss bringen
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Ob es dort am Abend oder in der Nacht zu einem Abschluss kommen könnte, vermochten die Vertreter der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände abends jedoch noch nicht zu sagen.

Immerhin, im Laufe des Tages sei bereits über Geld gesprochen worden - ursprünglich hatte die IG Metall ein Plus von sechs Prozent gefordert, die Arbeitgeber hatten zwei Prozent geboten. „Es gab jetzt eine gewisse Annäherung und neue Zahlen. Eine Differenz ist verblieben, die aus unserer Sicht aber nicht unüberbrückbar scheint“, sagte Südwestmetall-Sprecher Volker Steinmaier. Es bestünden jedoch auch noch etliche andere Baustellen, deren Lösung sich wiederum auf den Faktor Geld auswirken könnte.

Konkret geht es dabei um die Forderung der IG Metall, den Beschäftigten die Option zu geben, ihre Wochenarbeitszeit von zwei Jahren auf 28 Stunden zu reduzieren. Die Arbeitgeber fordern im Gegenzug, dass die Arbeitszeit dann auch nach oben ausgedehnt werden kann, weil viele Beschäftigte durchaus bereit seien, 40 Stunden die Woche zu arbeiten, um mehr Geld zu verdienen.

Zudem hatte die IG Metall im Fall der Arbeitszeitreduzierung für bestimmte Gruppen wie Schichtarbeiter, Mitarbeiter mit jungen Kindern oder Pflegebedürftigen in der Familie einen Zuschuss gefordert, um Lohneinbußen auszugleichen. Das hatten die Arbeitgeber stets abgelehnt. Stattdessen werden nun Alternativen verhandelt, etwa ob die Arbeitnehmer sich statt Geld für freie Tage entscheiden könnten.

Trotz etlicher ungelöster Fragen hatten sich die Verhandlungsführer vor Beginn der nunmehr sechsten Verhandlungsrunde am Montagvormittag verhalten zuversichtlich gezeigt. „Die nötige Ernsthaftigkeit ist auf jeden Fall da“, versicherte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf sprach von der Bereitschaft der Arbeitgeber, Zugeständnisse zu machen, um einen Abschluss zu erreichen.

Sollte eine Einigung gelingen, wäre es voraussichtlich ein Pilotabschluss für alle 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie bundesweit. Die Branche war vergangene Woche Ziel einer dreitägigen Warnstreikwelle der IG Metall, die Bezirksleiter Roman Zitzelsberger mit Blick auf den Tarifkonflikt als Erfolg wertet.

„Wir gehen mit viel Rückenwind in diese Verhandlungen. Über 190 000 Kolleginnen und Kollegen allein in Baden-Württemberg haben mit den 24-stündigen Warnstreiks ein klares Signal in Richtung der Arbeitgeber gesetzt“, sagte Zitzelsberger. Die Gewerkschaftsmitglieder erwarteten deshalb jetzt auch ein Ergebnis am Verhandlungstisch.

Die Streiks hätten bei den betroffenen Unternehmen sicherlich zu deutlichen Schäden geführt, sagte Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hatte die Einbußen am Montag auf 771 bis 895 Millionen Euro geschätzt.

„Es ist die Frage, ob so etwas sinnvoll ist in der momentanen Situation, wo wir doch wirtschaftlich sehr gut aufgestellt sind“, sagte Wolf. Man gehe deshalb offen in die Verhandlungen, man brauche eine Lösung. „Früher oder später kommt die ja sowieso.“ Wichtig sei den Arbeitgebern nach wie vor eine Öffnung des Arbeitsvolumens nach oben. „Wenn wir das in einem relativ umfangreichen Maße bekommen, um in den Betrieben flexibel zu sein, dann sprechen wir auch über das Absenken des Arbeitsvolumens nach unten.“

Ob in diesem und den anderen offenen Punkten eine Einigung möglich ist, konnte Wolf vorab nicht sagen. „Es ist bei Tarifverhandlungen dann manchmal doch zäh oder es kommt zu einem Punkt, an dem es dann doch noch hakt“, versuchte der Südwestmetall-Chef allzu große Hoffnungen vorher zu dämpfen. Bezirksleiter Zitzelsberger betonte, man habe schon in Telefonaten am Wochenende gesagt, man wolle nicht wieder an einem Punkt landen, wo die Situation erneut eskaliert. Die entsprechenden Signale habe es seitens der Arbeitgeber gegeben.

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