Ifo sieht Wirtschaft in bester Stimmung

München/Stuttgart (dpa) - Die künftige Bundesregierung kann auf eine starke Wirtschaft voller Zuversicht bauen. Die Unternehmen blicken weiter optimistisch in die Zukunft. Das zeigt der Ifo-Geschäftsklimaindex, der im September von 107,6 auf 107,7 Punkte stieg und sich damit zum fünften Mal in Folge verbesserte.

Experten hatten zwar mit einem deutlicheren Anstieg gerechnet, doch ist das wichtige Stimmungsbarometer nach Angaben des Ifo-Instituts vom Dienstag damit auf dem höchsten Stand seit eineinhalb Jahren. Trotz der Ausnahmestellung in Europa ist auch in der deutschen Wirtschaft nicht alles Gold. Das Handwerk pocht nach der Bundestagswahl auf Verbesserungen in der Energiepolitik.

Auch der Industrieverband BDI und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hatten bereits von der künftigen Bundesregierung gefordert, für eine bezahlbare und sichere Energieversorgung zu sorgen. „Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) muss schnell grundlegend überarbeitet werden, damit die Stromkosten nicht ausufern“, verlangte der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, am Dienstag in Stuttgart.

In der ersten Jahreshälfte hatte den Handwerkern die schwächelnde Konjunktur speziell im Kfz-Gewerbe zu schaffen gemacht. „Um 2013 noch die erwartete schwarze Null zu erreichen, ist im zweiten Halbjahr ein anhaltender kräftiger Aufschwung erforderlich.“ Insgesamt sei das zwar erreichbar. „Dazu muss aber alles rund laufen, was sicher auch von den Entscheidungen der neuen Regierungskonstellation in den kommenden Monaten abhängt“, betonte Schwanneke.

Rückenwind erhält eine künftige Bundesregierung von der Wirtschaft. Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen erklärte in München, „die deutsche Wirtschaft ist mit Zuversicht in den Herbst gestartet“. Gute Exportchancen für die Industrie und ein lebhafter Konsum bringen die Wirtschaft in Schwung. Selbst von einer Hängepartie um die Regierungsbildung würden sich die Unternehmen aus Sicht von Ifo-Experte Klaus Wohlrabe wohl nicht aus der Bahn werfen lassen.

Im September zeigten sich die Firmen zwar mit ihrer aktuellen Lage etwas weniger zufrieden als noch im August, sie waren für die kommenden Monate aber zuversichtlicher. Entsprechend sank der Lage-Index von 112,0 Punkten auf 111,4 Punkte. Der Index für die Geschäftserwartungen verbesserte sich dagegen von 103,3 Punkten im August auf 104,2 Punkte. Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft und wird monatlich durch die Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel sowie Bauwirtschaft ermittelt.

In der Industrie ging es im September weiter aufwärts. Für die kommenden Monate kletterten die Erwartungen der Industrieunternehmen auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren. „Auch vom Export werden weiterhin Impulse erwartet“, erklärte Carstensen. Der Einzelhandel ist voller Zuversicht für die kommenden Monate, stellt Ifo fest.

Die Baufirmen beurteilen zwar ihre derzeitige Lage etwas günstiger, blicken aber skeptischer in die kommenden Monate. Historisch betrachtet bleibe die Stimmung am Bau aber auf hohem Niveau, erklärte Carstensen.

Auch Volkswirte beurteilen die Ergebnisse optimistisch. „Die deutsche Konjunktur fährt auf Erholungskurs, die Geschäftserwartungen der Unternehmen hellen sich weiter auf“, erklärte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. „Europa als Deutschlands wichtigster Exportmarkt ist nach einer sehr langen Durststrecke endlich auf dem Weg der Stabilisierung. Davon profitiert Deutschland. Das Wachstum kann 2014 sogar auf zwei Prozent klettern.“

„Alles deutet auf ein höheres Wachstumstempo der deutschen Wirtschaft in den kommenden Monaten hin“, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.

Anlass für Euphorie gibt es allerdings aus Sicht von Ulrike Rondorf von der Commerzbank noch nicht. Zwar rechnet auch sie mit einer weiteren Konjunkturerholung. „Wir erwarten jedoch keinen kräftigen Aufschwung, denn bei den Investitionen ist angesichts der mageren Auftragseingänge immer noch keine durchgreifende Wende in Sicht“, erklärte Rondorf.

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