HSH-Skandale holen die Ex-Vorstände ein

Den früheren Managern werden Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen.

Kiel. Die Vorstände der HSH Nordbank vom Dezember 2007 bekommen Post von der Staatsanwaltschaft. Mehr als zwei Jahre hat die Behörde ermittelt — nun haben sich die Hamburger Staatsanwälte zur Anklage entschlossen. Die Staatsanwälte werfen den Ex-Managern Untreue in besonders schwerem Fall und unrichtige Darstellung vor, das ist der juristische Ausdruck für Bilanzfälschung. Der frühere Vorstandschef Hans Berger und seine fünf Vorstände, unter ihnen der spätere HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher, müssen vor Gericht — wenn die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen wird.

Das aber ist keineswegs sicher. „Mein Mandant hat zu keinem Zeitpunkt zum Nachteil der HSH Nordbank oder entgegen seinen gesetzlichen Verpflichtungen gehandelt“, sagt der Anwalt des früheren Vorstands Jochen Friedrich. Auch die anderen Vorstände halten sich für unschuldig.

Bei dem Geschäft „Omega 55“ hat die HSH Nordbank damals vor dem Hintergrund der heraufziehenden Finanzkrise Risiken aus der Bilanz in eine Zweckgesellschaft verschoben und so ihre Lage verschleiert, meinen die Staatsanwälte. Die Banker glauben dagegen, sie hätten ein normales, bankübliches Geschäft mit ihrem Partner BNP Paribas abgeschlossen.

Das Geschäft kostete die Bank am Ende 270 Millionen Euro. Nun sind Verluste noch keine Straftat. „Omega 55“ ist ein sehr komplexes Finanzkonstrukt; ob es auch illegal war, wird für das Gericht schwierig zu beurteilen sein.

Auch der Vorwurf der Bilanzfälschung ist nicht so glasklar zu belegen. Zwar musste die Bank einen Quartalsbericht nachträglich korrigieren. „Aber eine falsche Bilanz ist nicht eine gefälschte Bilanz“, hatte Nonnenmacher schon 2010 bemerkt.

Nonnenmacher war im Dezember 2007 noch frisch im Vorstand und steht in dem „Omega 55“-Fall weniger im Zentrum. Doch es gibt noch zwei weitere Skandale, die in Nonnenmachers Amtszeit fallen und ebenfalls vor einer Strafkammer enden könnten. In beiden Fällen spielen die mittlerweile insolvente Sicherheitsfirma Prevent und der frühere Chefjustiziar Wolfgang Gößmann, dem gekündigt wurde, eine Rolle.

In New York wurde der dortige Leiter der HSH Nordbank aus dem Amt gemobbt, indem ihm eine Verbindung zu Kinderpornografie untergeschoben wurde. Bei der Kieler Staatsanwaltschaft läuft ein Ermittlungsverfahren wegen falscher Verdächtigung gegen Gößmann im Zusammenhang mit der Entlassung des früheren HSH-Vorstands Frank Roth. Der wurde beschuldigt, vertrauliche Informationen an Medien weitergegeben zu haben.

Beide Männer sind inzwischen rehabilitiert und haben Abfindungen und Entschuldigungen erhalten. Die juristische Aufarbeitung dieser beiden Fälle wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

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