Henkel geht auf Übernahmekurs

London/Düsseldorf (dpa) - Der Klebstoff- und Waschmittelriese Henkel hält mit einem Finanzierungsspielraum von drei Milliarden Euro nach Übernahmekandidaten Ausschau. Vier Jahre nach dem bisher größten Zukauf der Henkel-Geschichte kommt für den Vorstand neben kleinen und mittleren Übernahmen auch wieder eine Großakquisition in Betracht.

„Wir werden in Firmenübernahmen investieren“, sagte der Vorstandschef Kasper Rorsted am Freitag bei der Präsentation von neuen mittelfristigen Finanzzielen in London. Der Düsseldorfer Konzern habe seine Schulden seit 2008 von rund 4 Milliarden auf gut 600 Millionen Euro deutlich reduziert. Mit Zukäufen könne das Wachstum beschleunigt werden.

Henkel hält den neuen Finanzzielen zufolge an allen drei Sparten Klebstoffe (Pritt, Pattex), Waschmittel (Persil, Spee) und Kosmetik (Schwarzkopf, Fa) fest. Finanzvorstand Carsten Knobel bezifferte den allgemeinen Finanzierungsspielraum des Konzerns - unter anderem für Zukäufe - auf drei Milliarden Euro. Tendenziell nehme dieser noch zu. „Wir kaufen aber nicht zu, um des Zukaufens willen, sondern um Wachstum für die Zukunft zu generieren“, sagte er.

Im dritten Quartal 2012 erzielte das Traditionsunternehmen durch Preissteigerungen und Einsparungen einen Gewinnsprung um fast ein Drittel auf 409 Millionen Euro. Von Januar bis Ende September 2012 verdiente Henkel bereits fast so viel wie im Gesamtjahr 2011. Der Quartalsumsatz stieg um 6,6 Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Euro.

„Das dritte Quartal war deutlich schwieriger als vergangene Quartale. Dennoch war das das beste Quartal in der Henkel- Geschichte“, sagte Rorsted in einem Video. Er zeigte sich überzeugt, dass die Jahresziele 2012 erreicht werden. Dazu gehört eine um Einmaleffekte und Umbaukosten bereinigte Marge von 14 Prozent.

Einige Analysten hatten erwartet, dass Rorsted für 2016 ein neues Margenziel von 16 Prozent ausruft. Die neuen Ziele heben aber auf das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie ab, das bis 2016 im Schnitt jährlich um zehn Prozent steigen soll. Die Henkel-Vorzugsaktie war am Freitag mit einem Minus von zeitweise über 5 Prozent am Dax-Ende.

Der Konzernumsatz soll bis Ende 2016 auf 20 Milliarden Euro steigen. Das entspricht einer Zunahme um etwa ein Viertel. Eine mögliche Großakquisition ist bei diesem mittelfristigen Ziel nicht berücksichtigt. Eingerechnet ist hingegen die Trennung von Randaktivitäten im Volumen von rund einer halben Milliarde Euro.

Außerdem will sich das 136 Jahre alte Unternehmen noch stärker auf große Marken konzentrieren. Der Umsatzanteil der zehn wichtigsten Marken soll von 46 Prozent in diesem Jahr auf 60 Prozent bis 2016 zunehmen. In den Wachstumsregionen rund um den Globus, die Henkel besonders im Fokus hat, sind sieben neue Forschungszentren geplant.

Henkel stieg 2008 mit der Übernahme des US-Unternehmens National Starch zum weltweit größten Klebstoffhersteller auf. Der Konkurrent wurde damals für umgerechnet knapp vier Milliarden Euro übernommen.

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