Handel hofft auf das Christkind

Die Unternehmen erwarten ein gutes Weihnachtsgeschäft. Die Euro-Krise trübt aber die Vorfreude auf das Fest.

Stuttgart. Der deutsche Einzelhandel glaubt an den Weihnachtsmann und das Christkind. Trotz europäischer Schuldenkrise und steigender Energiekosten herrscht in der Branche Optimismus für das Weihnachtsgeschäft. Dieses Bild ergab eine Konjunkturumfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Neun von zehn Händlern erwarten demnach stabile oder steigende Weihnachtsumsätze. Allerdings bleiben erhebliche Risiken für den Handel, zu denen auch das Wetter zählt. So können für die Modehändler die niedrigen Temperaturen nicht früh genug kommen. Immer mehr Geschenke werden zudem im Internet gekauft.

Schuldenkrise und Konjunkturabkühlung sind laut Ernst & Young zwar noch nicht im Handel angekommen. Die Stimmung hat sich aber eingetrübt. Aktuell bewerteten 84 Prozent der 140 befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als gut oder eher gut und 16 Prozent als schlecht. Damit hat sich der Anteil der Unzufriedenen binnen eines halben Jahres verdoppelt und binnen eines Jahres vervierfacht. Eine Verschlechterung der Konsumlaune befürchten in der Umfrage 24 Prozent der Händler, 27 Prozent erwarten hingegen eine Verbesserung.

Von einem Stimmungsabschwung hatte der Branchenverband HDE schon vor einigen Wochen berichtet. Erstmals seit mehr als zwei Jahren überwiege wieder der Anteil der Händler mit einer schlechten Lagebewertung gegenüber denen mit einer guten, teilte der HDE auf Basis einer eigenen Umfrage mit. Die Stimmung in der mehr als drei Millionen Mitarbeiter zählenden Branche ist damit so schlecht wie seit langem nicht mehr. Vor allem kräftig steigende Energiekosten überschatten im Einzelhandel die Freude auf das Weihnachtsgeschäft.

Wegen vieler Risiken hob HDE-Präsident Josef Sanktjohanser die Prognose von nominal 1,5 Prozent Umsatzplus im Gesamtjahr 2012 nicht an, obwohl es bis Ende Juni 2,6 Prozent mehr waren. „Die Stimmung bei den Händlern hat sich abgekühlt. Aber wenn das Weihnachtsgeschäft ähnlich wird wie im vergangenen Jahr, sind wir auf jeden Fall auf der sicheren Seite mit unserer Prognose“, hatte er der „Welt“ im September gesagt.

„Derzeit spricht viel dafür, dass die Krise in den kommenden Monaten auch in Deutschland immer deutlicher spürbar wird“, meint Thomas Harms von Ernst & Young. Auf Prämien, die 2011 Großunternehmen angesichts der guten Geschäftslage an ihre Mitarbeiter auszahlten, dürften die meisten Beschäftigten 2012 vergeblich warten. Wenn die Konjunktur Dellen bekomme, würden viele Verbraucher den Gürtel enger schnallen. Tendenziell griffen sie dann zu günstigeren Produkten.

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