Großbank Dexia bekommt neue Milliardenspritze

Brüssel (dpa) - Die angeschlagene belgisch-französische Großbank Dexia braucht erneut eine milliardenschwere Finanzspritze vom Staat. Frankreich und Belgien stützen den bereits staatlich aufgefangenen Finanzkonzern mit 5,5 Milliarden Euro.

Das teilte Belgiens Finanzminister Steven Vanackere am Donnerstag in Brüssel mit. Belgien trägt demnach mit 2,9 Milliarden Euro einen etwas größeren Teil als Frankreich, das sich mit knapp 2,6 Milliarden Euro beteiligt. Die Transaktion soll bis Jahresende abgeschlossen sein.

Die bereits von Belgien, Frankreich und Luxemburg zugesagten Garantien für Dexia werden 85 statt der ursprünglich geplanten 90 Milliarden Euro umfassen. Die Staaten stellen diese Garantien vor allem für Risikopapiere, die in eine sogenannte „Bad Bank“ ausgelagert werden. „Alle Maßnahmen sind Teil des Vorhabens, die Bank geordnet abzuwickeln“, sagte Vanackere. Die EU-Kommission müsse der Vereinbarung noch zustimmen. Vanackere hatte am Mittwoch stundenlang mit seinem französischen Kollegen Pierre Moscovici über die Rekapitalisierung verhandelt.

Die Staaten mussten eingreifen, weil der Finanzkonzern nicht mehr ausreichend Kapital besitzt. Das Eigenkapital der Bank sei ins Minus gerutscht, teilte die Dexia am Morgen bei der Vorlage der Quartalszahlen mit. Belgien und Frankreich hätten die Kapitalspritze zugesagt, „um diese Situation auszugleichen und die geordnete Abwicklung der Gruppe abzuschließen.“ Bei der Aufspaltung der Bank sei man in den vergangenen Monaten gut vorangekommen.

Seit Jahresbeginn hat Dexia weitere Milliardenverluste aufgehäuft. In den ersten neun Monaten des Jahres summierte sich der Nettoverlust auf knapp 2,4 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern unter dem Strich ein Minus von 11,6 Milliarden Euro angehäuft.

Der Finanzkonzern und Kommunalfinanzierer gilt als erstes Opfer der Euro-Schuldenkrise. Die Bank geriet wegen fehlgeschlagener Investments in Griechenland ins Taumeln und wurde schon zweimal mit Staatshilfen gerettet. So übernahm Belgien mit Steuergeldern das belgische Privatkundengeschäft für vier Milliarden Euro komplett. Im Oktober 2011 hatten sich Belgien, Frankreich und Luxemburg auf die Aufspaltung der Bank geeinigt, die wegen der enormen Kosten nur mit staatlicher Hilfe möglich ist.

Die EU-Kommission hat den drei Ländern bereits im September vorläufig erlaubt, die Bank mit Garantien von 55 Milliarden Euro zu stützen, um sie geordnet zu zerschlagen. Der gesamte Abwicklungsplan muss nun ebenfalls noch grünes Licht aus Brüssel erhalten.

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