Größter deutscher Pilotenstreik aller Zeiten

Arbeitskampf: Lufthansa bietet Jobgarantie an. Experten befürchten Schaden für den Wirtschaftsstandort.

Frankfurt. Deutschland steht vor dem größten Pilotenstreik seiner Geschichte. Zwar versprach die Lufthansa neue Gespräche, wenn die Vereinigung Cockpit (VC) Forderungen "über die Ausweitung deutschen Tarifrechts ins Ausland" fallen lasse. Die Gewerkschaft lehnte dies aber ab. Damit sind die Weichen für den viertägigen Streik gestellt. Zehntausende Passagiere dürften betroffen sein, die Lufthansa rechnet mit Millionenschäden.

Die Flughäfen in Deutschland rüsteten sich für den Streik, der am Montag um Null Uhr beginnt. Flüge aus dem Ausland nach Deutschland wollen die Piloten zwar noch absolvieren, dann aber die Maschinen parken. Am Frankfurter Flughafen wurde ein detaillierter Ab- stellplan für die Maschinen erstellt. Die Bahn rechnet mit deutlich mehr Reisenden auf der Schiene. Einige ausländische Airlines wollen größere Flugzeuge einsetzen, um gestrandete Passagiere aufnehmen zu können.

Nach dem Notfallplan der Lufthansa sollen rund zwei Drittel der bestreikten Flüge ausfallen, ein Drittel soll unter anderem mit Hilfe von konzerneigenen Managern mit Flugschein angeboten werden. Insgesamt würden damit bei Lufthansa rund 3200 Flüge ausfallen. Beim Billigflieger Germanwings sollen rund zwei Drittel der Flüge trotz des Streiks stattfinden - es wurden unter anderem Maschinen und Besatzungen von anderen Gesellschaften angemietet. Die Tochtergesellschaft Swiss bereitet sich auf Zusatzkapazitäten von 15 bis 20 Prozent vor.

Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer konkretisierte das Angebot der Lufthansa und sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Wir sind bereit, eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2012 zu geben." Im Gegenzug erwarte das Unternehmen aber "mehr als die bislang angebotenen zwölf Monate Nullrunde".

Die Industrie befürchtet im Falle eines Streiks Schäden für die Exportnation Deutschland. Für einen Streik würde Deutschland einen hohen Preis zahlen müssen, warnte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Peter Keitel. "Ein Streik wäre bitter: Gerade jetzt sind die endlich wieder erstarkenden Unternehmen ganz besonders auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen."

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat sich derweil als Vermittler angeboten. Er sehe sich mit Unterstützung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Moderatorenrolle, sagte Ramsauer. dpa

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