Gribkowsky: Treffen mit Middelhoff waren rein geschäftlich

Essen (dpa) - Thomas Middelhoff hatte nach den Worten des ehemaligen BayernLB-Vorstandes Gerhard Gribkowsky in seiner Zeit als Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor eine riesige Aufgabenlast zu bewältigen.

Gribkowsky: Treffen mit Middelhoff waren rein geschäftlich
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„Wenn ich gehetzt war, war er sehr gehetzt“, sagte der inzwischen wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilte Manager am Mittwoch als Zeuge im Essener Untreueprozess.

Ein gemeinsames Abendessen in Berlin sei deshalb mit Sicherheit ein dienstlicher Termin gewesen, „aus seiner und aus meiner Sicht“, sagte Gribkowsky, der inzwischen Freigänger ist. Gribkowsky betonte, er habe sich damals oft mehrmals im Monat mit Middelhoff getroffen, denn die BayernLB sei größter Kreditgeber bei KarstadtQuelle/Arcandor gewesen. Bei den Treffen sei es in aller Regel um die Restrukturierungsschritte gegangen. An einzelne Treffen könne er sich aber nicht mehr erinnern.

Der Hintergrund der Vernehmung: Middelhoff hatte die Flugkosten für den Charterjet nach Berlin laut Anklage in voller Höhe durch Arcandor zahlen lassen. Doch geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Middelhoff vor allem wegen eines privaten Aufsichtsratsmandats in der Stadt war.

Das Ausscheiden von Thomas Middelhoff als Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor bescherte der von ihm damals regelmäßig genutzten Charterflug-Firma spürbare Umsatzeinbußen. „Das hat man schon gemerkt. Das hat eine ganze Zeit gedauert, bis wir das aufgefangen haben“, sagte der Geschäftsführer der Firma Challenge Air vor Gericht. Middelhoff sei zwar kurz nach seinem Ausscheiden bei Arcandor noch etwas mit dem Unternehmen geflogen. „Dann hat es aber ganz aufgehört“, sagte der Zeuge.

Middelhoff hatte in seiner Zeit bei Arcandor nach eigenen Angaben insgesamt 610 Mal Charterjets genutzt und gut ein Drittel der Flüge selbst bezahlt. Insgesamt 400 Flüge wurden demnach Arcandor in Rechnung gestellt.

Die Staatsanwaltschaft wirft Middelhoff im Essener Prozess vor, den inzwischen pleitegegangenen Handelskonzern insgesamt mit betriebsfremden Kosten in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro belastet zu haben. Hauptsächlich geht es um 48 Flüge mit Charterflugzeugen und Hubschraubern, die von Arcandor bezahlt wurden, nach Auffassung der Anklagebehörde aber ganz oder teilweise privat veranlasst waren. Middelhoff weist die Vorwürfe entschieden zurück.

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