Google sucht nach der Formel für ewiges Leben

Der milliardenschwere Konzern investiert in eine Firma, die das Älterwerden aufhalten soll.

Mountain View. Die Titelgeschichte des US-Magazins „Time“ dürfte bei manchem Leser Verwunderung hervorrufen. „Kann Google den Tod lösen?“ fragt die Zeitschrift und gibt selbst die Antwort: „Das wäre verrückt — wenn es sich nicht um Google handeln würde.“ Für die „Time“-Macher ist der kalifornische Internetkonzern eines der „erfolgreichsten, allgegenwärtigsten und in zunehmendem Maße wunderlichen Unternehmen auf diesem Planeten“. Dass Google nun auch das Leben verlängern will, passt da ins Bild.

Hintergrund der Geschichte ist die Gründung der Firma Calico, finanziert von Google. Calico soll die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen verbessern und sich dabei besonders mit dem Älterwerden und den damit einhergehenden Krankheiten beschäftigen. Die Forscher sollen über den Tellerrand schauen und das scheinbar Unmögliche wagen, lautet der Auftrag.

Das sei etwas völlig anderes als das, was Google heutzutage mache, räumte Google-Chef Larry Page ein.

Es gebe „ein unglaubliches Potenzial für Technologie im allgemeineren Sinne, das Leben der Menschen zu verbessern. Also seid nicht überrascht, wenn wir in Projekte investieren, die seltsam oder spekulativ anmuten verglichen mit unserem bestehenden Internetgeschäft.“

Sein Geld verdient Google vor allem mit Werbung im Internet. Daneben hat der Konzern seine Fühler in viele Richtungen ausgestreckt, oft mit großem Erfolg: Google stellt mit Android das führende Smartphone-Betriebssystem, entwickelt mit Chrome einen Internetbrowser und hat mit Google Maps den Standard für die digitale Landkarte geschaffen.

Mit den Einnahmen — zuletzt lagen mehr als 54 Milliarden Dollar (40 Milliarden Euro) in der Kasse — hat Google eine Spielwiese für Freidenker geschaffen. Der Konzern steckt Geld in Ideen, die sich nicht unbedingt auf kurze Sicht rechnen müssen. So ist Google ein Pionier bei selbstfahrenden Autos und will mit Funk-Ballons das Internet in abgelegene Regionen der Erde bringen. „Moon Shots“ heißen diese Vorhaben im Englischen, im Deutschen würde man „Leuchtturm-Projekte“ sagen.

So ein „Moon Shot“ ist die Gesundheitsfirma Calico. Chef wird mit Art Levinson einer der bekanntesten Biotechnologie-Manager. Die Visionen von Larry Page hätten ihn inspiriert, sagt er. Auch Apple-Chef Tim Cook, sonst kein Google-Freund, gab dem Projekt seinen Segen. Das war nötig, weil Levinson zugleich Verwaltungsratschef bei dem iPhone-Konzern ist.

„Ich bin sicher, dass wir Millionen Leben verbessern können“, sagt Google-Chef Page. Mit schnellen Ergebnissen rechnet er nicht. Der Zeithorizont sind zehn bis zwanzig Jahre. Das erfordert Durchhaltevermögen. Keine andere Firma im Silicon Valley hätte ein solches Unterfangen starten können, so das „Time“-Magazin: „Die kleineren Läden haben das Geld nicht, den größeren fehlt das Rückgrat.“

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