Geldinstitute: Niedergang eines Bankenplatzes

Mit der Finanzkrise hat sich der Abstieg Düsseldorfs beschleunigt. Auch die Börse wird von Frankfurt hart bedrängt.

Düsseldorf. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts konnte Düsseldorf dem Finanzplatz Frankfurt noch Paroli bieten. Inzwischen ist die Landeshauptstadt drittklassig. Beim Niedergang als Bankenplatz hat sich das Tempo in jüngster Zeit verschärft.

Als letzte zog die Commerzbank, 1958 nach der Vereinigung von Regionalinstituten mit Sitz in Düsseldorf gegründet, mit dem kompletten Vorstand vom Rhein an den Main. Von 1970 an wurde die Hauptverwaltung in Frankfurt zentralisiert. Seit 1990 befindet sich dort auch der juristische Sitz.

Ähnlich machte es die Deutsche Bank, die in Düsseldorf einen Zweitsitz hatte. Die Stabsabteilungen wurden nach und nach nach Frankfurt verlegt. Letzter Statthalter der Bank in Düsseldorf war der 2004 verstorbene F. Wilhelm Christians, später zwölf Jahre lang im Tandem mit Wilfried Guth und Alfred Herrhausen Vorstandssprecher.

Vor kurzem hatte zwar noch der derzeitige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in Düsseldorf ein Büro bezogen - allerdings nur, um vor Ort den Mannesmann-Prozess zu erledigen.

Mit WestLB, IKB & Co. glänzt der Finanzplatz Düsseldorf inzwischen ohnehin mit Affären. So wurde die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB über Nacht international bekannt, nachdem sich das Institut mit US-Papieren verzockt hatte und bisher mit 8,5 Milliarden Euro gestützt werden musste - zumeist über die Staatsbank KfW mit Steuergeldern.

Für die krisengeschüttelte IKB schlägt heute Abend die Stunde der Wahrheit, das Ergebnis wird voraussichtlich aber erst morgen bekannt gegeben. Dann soll feststehen, wer den Zuschlag für die Mittelstandsbank bekommt. Sollte die IKB an die schwedische SEB gehen - was jedoch unwahrscheinlich sein soll - könnte die Bank nach Frankfurt abwandern, wo die Schweden früher bereits die BfG gekauft hatten.

An der Finanzkrise gescheitert sind auch bereits kleinere Institute wie die Düsseldorfer Hypothekenbank, Erfinderin der Pfandbriefe. Sie musste gestützt werden. An Franzosen verkauft ist die Citibank Privatkunden AG mit Sitz in Düsseldorf. Zwar wurden Standortgarantien gegeben, aber nichts gilt für ewig. Bei der größten Düsseldorfer Privatbank, HSBC Trinkaus & Burkhardt, tauchen ebenfalls seit Jahren immer wieder Verkaufspläne der Londoner Mutter HSBC auf, die stark an der US-Finanzkrise zu knabbern hat.

Am deutlichsten zeigt sich der Niedergang des Finanzplatzes Düsseldorfs bei der WestLB, einst eine mächtige Staatsbank. Seit Jahren wird an einer Lösung herumgedoktert. In der Spitze hatte die WestLB im Jahr 2001 einmal über 430 Milliarden Euro an Bilanzsumme und fast 11.400 Mitarbeiter.

Nach Aufspaltung (2002) sind die Zahlen heute auf 285 Milliarden Bilanzsumme und 5900 Mitarbeiter halbiert. Der Abbau von weiteren 1350 Stellen ist angekündigt. Die letzte vernünftige Fusionsmöglichkeit, der Zusammenschluss mit der Stuttgarter LBBW, hatte das Land unter besonderem Einsatz von Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU) kaputt gemacht. Jetzt sollen die NRW-Sparkassenverbände eine Lösung suchen. Für den Finanzplatz bedeutet das: Es bleibt nur eine "Rest"LB.

Drittklassig ist seit Jahrzehnten die Düsseldorfer Börse, nach Frankfurt und Stuttgart die Nummer drei in Deutschland. Auch die Börse am Rhein hat zu kämpfen. Frankfurts Handelssystem Xetra steht ihr seit Ende 2007 nicht mehr zur Verfügung - damit entfallen in Düsseldorf rund die Hälfte von 330 Milliarden Euro Handelsvolumen.

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