Für Kodak wird Luft dünn: Neue Spekulationen um Pleite

Rochester (dpa) - Um den angeschlagenen Fotopionier Kodak wird es düster. Nachdem das Management bereits gewarnt hatte, dass das Geld ausgehen könnte, sind nun erneut Insolvenzgerüchte aufgeflammt.

Demnach bleiben Kodak nur noch wenige Wochen, um das Steuer herumzureißen. Die Aktie ist im freien Fall. Das Traditionsunternehmen bereite einen Antrag auf Gläubigerschutz vor, berichtete zunächst das „Wall Street Journal“ am Mittwoch. Am Donnerstag kam die „Financial Times“ mit einer gleichlautenden Schlagzeile heraus. Beide Blätter beriefen sich dabei auf informierte Personen.

Im frühen New Yorker Handel verlor die Aktie weitere 16 Prozent und kostete damit keine 40 Cent mehr. Vor einem Jahr war das Kodak-Papier noch annähernd 6 Dollar wert, dann aber verdüsterte sich die Lage zusehends. Der Fotopionier kommt einfach nicht mit dem Wandel von der Film- zur Digitalfotografie zurecht.

Binnen Wochen könnte es zur Insolvenz kommen, schrieb das „Wall Street Journal“. Der Gang vor den Richter könne allerdings noch abgewendet werden, wenn es Kodak gelingen sollte, ein Portfolio aus rund 1100 Patenten zu verkaufen. Doch das Management arbeitet schon seit Monaten an dem Deal und konnte immer noch keinen Abschluss vermelden.

Möglicherweise werden die Patente am Ende über eine Auktion im Zuge des Insolvenzverfahrens verkauft, hieß es. Das mehr als 130 Jahre alte Unternehmen besitzt Rechte an vielen grundlegenden Techniken. Kodak spreche auch mit Banken über eine Finanzierung in Höhe von rund einer Milliarde Dollar, um das Geschäft auch in der Insolvenz aufrechtzuerhalten.

Kodak hatte schon im Herbst gewarnt, dem Unternehmen könne binnen zwölf Monaten das Geld ausgehen, wenn keine neuen Finanzquellen aufgetan werden.

Es ist bereits das zweite Mal in drei Monaten, dass Spekulationen über Insolvenzpläne von Kodak die Runde machen. Anfang Oktober hatte das Unternehmen nach einem ähnlichen Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg noch erklärt, man habe keine Absicht, einen Insolvenzantrag zu stellen. Jetzt hieß es nach dem Bericht des „Wall Street Journal“, Kodak kommentiere keine Marktgerüchte.

Kodak droht bereits der Rauswurf von der New Yorker Börse. Grund ist, dass der Kurs als Folge der finanziellen Probleme dauerhaft unter einem Dollar festhängt. Der Börsenbetreiber NYSE duldet derartige „Penny Stocks“ nur für begrenzte Zeit. Kodak hat jetzt noch sechs Monate Zeit, den Kurs wieder über die Ein-Dollar-Marke zu treiben - der erneute Einbruch macht diese Aufgabe noch schwieriger.

Kodak hat die traditionelle Fotografie entscheidend geprägt. Mit der Erfindung von Filmkartuschen wurde das mehr als 130 Jahre alte Unternehmen reich und galt lange als eine Top-Adresse der US-Industrie. Doch der Siegeszug der Digitalfotografie warf das angestammte Kodak-Geschäft durcheinander. Tragende Säulen wie der Fotofilm brachen praktisch komplett weg.

Kodak war zwar mit an den Anfängen der digitalen Fotografie beteiligt, verlor aber schnell den Anschluss gegen aggressivere Konkurrenten. Konzernchef Antonio Perez versucht schon seit Jahren, Kodak als Druck-Spezialisten neu auszurichten. Doch der Umbau läuft schleppend, während Kodaks Geldreserven schrumpfen.

Neben den Patenten hat das Kodak-Management diverse Unternehmensteile auf den Prüfstand gestellt. So wurde bereits das Geschäft mit Bildsensoren und eine aus alten Zeiten stammende Gelatine-Produktion für einen unbekannten Betrag verkauft. Außerdem versucht Kodak laut Medienberichten, mehrere hundert Millionen Dollar für seine Online-Fotoplattform zu bekommen.

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