Handel Fressnapf setzt jetzt auf Dienstleistungen

Der Krefelder Konzern meldet Rekordumsätze, schwächelt aber online. Um die Marktstellung zu sichern, setzt er auf Tierärzte und Friseure.

Handel: Fressnapf setzt jetzt auf Dienstleistungen
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Krefeld. Styling, Gesundheit und nachhaltige Lebensmittel — was für eine wachsende Zahl menschlicher Konsumenten wichtiger wird, soll auch bei deren Tieren mehr in den Vordergrund rücken. Fressnapf, nach eigenen Angaben Marktführer im Heimtierbedarf, will sich breiter aufstellen und „best partner“ werden in allen Bereichen rund ums Tier. Das sagte Torsten Toeller, Gründer und Inhaber der Fressnapf-Kette, am Donnerstag in der Firmenzentrale in Krefeld.

In diesem Jahr sollen in zehn Filialen Hundefriseure mit dem Namen „Fellini“ aufgemacht werden — der erste im März in Düsseldorf Lohhausen. Drei davon im Ausland. Außerdem sollen, wie bereits in Krefeld, auch Tierärzte sich direkt in den Fressnapf-Filialen niederlassen. Drei bis sechs Praxen seien in den kommenden zwei Jahren geplant. „Wir haben das vor einigen Jahren schon getestet und viel falsch gemacht. Aber wir wissen, dass es passt“, sagte Toeller.

Mit solchen Shop-in-Shop-Angeboten will Fressnapf die Vormachtstellung auf dem Markt zementieren. Bereits 2014 hat es Rekordumsätze gegeben. Diese konnten im Jubiläumsjahr 2015, 25 Jahre nach Firmengründung, noch gesteigert werden, berichtete Toeller. Der Umsatz ist auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen (2014: 1,56 Milliarden), allein in Deutschland auf 1,12 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 6,3 Prozent. Im Ausland hat es sogar ein Umsatzwachstum von 8,5 Prozent gegeben. Die Höhe des Gewinns nannte Toeller nicht.

Nur online klappt es nicht so richtig: Gerade einmal zwei Prozent konnte Fressnapf in Deutschland zulegen. Außer hierzulande gibt es den Online-Shop nur noch in Luxemburg. Nach einem Wechsel des Dienstleisters habe es aber Aufwind gegeben, sagte Toeller. Im letzten Quartal 2015 sei der Umsatz um 17,8 Prozent gestiegen. Insgesamt lag dieser 2015 bei 44 Millionen Euro. Verglichen mit den Zahlen von Zooplus, dem führenden Online-Händler, ist das gering. Der hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben seinen Umsatz um 31 Prozent auf 711 Millionen Euro steigern können.

Toeller hält dagegen mit den Dienstleistungen in den Läden sowie den Eigenmarken. Bis zu 1000 neue Produkte werde es in diesem Jahr geben. Die größte Innovation dabei, so findet Toeller, sei die Einführung einer nachhaltigen Produktlinie: Mit „Food Print“ finde die Transparenz Einzug in die Tierfutterbranche. Per Smartphone—App soll die Herkunft aller Inhaltsstoffe nachverfolgbar sein. Alfred Glander aus der Geschäftsführung nannte das Nachhaltigkeitskonzept „einen ganz großen Wurf“ in Sachen Tiernahrung. „Wir kennen die Bauern, von denen das Gemüse kommt“, betonte er die Nähe des Händlers zu den Produzenten. Für Toeller ist das ein Markt mit Potenzial: „Es gibt Kunden, die wollen wissen, wo ihr Essen herkommt, und die möchten das auch bei dem Futter ihrer Tiere wissen.“

Der gebürtige Kölner Toeller setzt vor allem auf eine Erweiterung des Filialnetzes. Heute gibt es knapp 1400 Märkte in Deutschland und elf weiteren europäischen Ländern. Und dabei soll nicht bleiben. In diesem Jahr plant Toeller 60 neue Filialen zu eröffnen, zehn davon in Deutschland, 50 im restlichen Europa. Fokusländer sind Polen, Frankreich und Italien. „Da gibt es viele Einwohner, also auch viele Tiere und ein hohes Wachstumspotenzial“, sagte Toeller.

Auch im Bestand will der Unternehmer nachrüsten. „Wir investieren massiv in unser Filialnetz“, sagte er. So würden alte Märkte gegen neue getauscht, wenn etwa die Lage nicht so gut sei. Selbst in das erst im vergangenen Jahr errichte Lager in Krefeld werde investiert: Es soll teilautomatisiert werden. Arbeitsplätze seien dadurch aber nicht gefährdet, versicherte Toeller.

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