Ifo-Index schwächelt: Deutsche Wirtschaft sieht die Lage aber immer noch positiv

Während die Exporte sinken, steigt der heimische Konsum stark108,5 Punkte: Auf diesen Wert ist der ifo Geschäftsklimaindex im Mai gesunken. Das bedeutet einen leichten Rückgang im Vergleich zum April, als der Wert bei 108,6 Punkten lag.

Die aktuelle Lage wird dabei immer noch besser bewertet als die künftigen Aussichten. Dem wichtigsten Stimmungsindikator der deutschen Wirtschaft kann dabei aber immer noch ein hohes Niveau bescheinigt werden. Wie das Institut um Professor Hans Werner Sinn in seiner Pressemitteilung erklärte, ist vor allem der Teilwert der Geschäftserwartungen mit 103,0 Punkten nicht mehr als auf akzeptablem Niveau. Die Lage wird dagegen mit 114,3 sehr gut bewertet.

Nach sechs Anstiegen in Serie war es vor allem das Verarbeitende Gewerbe, das den Wert bremste. Die aktuellen Daten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) haben parallel gezeigt, warum: Die Exporte fallen mit 0,8 Prozent weniger stark aus als erwartet und machen neben den hohen Importen eine besonders schlechte Figur. Gründe sind die angespannte Lage der Weltwirtschaft, in der die USA sowie die Schwellenländer Brasilien und Russland Sorgen bereiten. Die Einschätzung der aktuellen Lage ist dagegen so hoch, wie seit einem Jahr nicht mehr. Das gilt auch für den Einzelhandel, der dank des überdurchschnittlichen Konsums im Rahmen der Binnennachfrage den höchsten Wert seit Juni 2014 aufweist.

Richard Glöß vom internationalen Finanzdienstleister City Index schätzt die Lage aber insgesamt optimistisch ein: „Auch wenn das Wachstum durch ein etwas geringes BIP-Wachstum von 0,3 Prozent etwas schwächer ausfällt als im Vorquartal, so zeigen die gute Arbeitsmarktlage, die gute Lohnentwicklung und die niedrigen Zinsen, wie wichtig der Konsum für die deutsche Wirtschaft neben dem Export sein kann und muss. Zudem hat die Politik hier deutlich mehr Handlungsspielraum, für positive Impulse zu sorgen", so Glöß. Weiter führt er aus, dass „der ifo-Geschäftsklimaindex immer noch vielversprechende Zahlen beinhalte, die belegen, dass die Wirtschaft auf Wachstumskurs bleibt und angesichts internationaler Schwierigkeiten Deutschland sehr gut da steht. Die guten Daten aus Spanien und Frankreich zeigen zusätzlich, dass im Euro-Raum in naher Zukunft weiteres Wachstum realistisch ist und so die Exportwirtschaft wieder stärken wird".

Insgesamt fügen sich die Daten des ifo-Instituts in die anderen Wirtschaftsdaten ein. Aus dem Grund hat auch der DAX auf die Zahlen nicht überraschend reagiert. Die lockere Geldpolitik wird vorerst bestehen bleiben. Ohnehin ist die Aussagekraft der ifo-Zahlen mehr ein Meinungsbild als eine wirtschaftlich fundierte Bestandsaufnahme. Der Hintergrund der Ermittlung der Indexwerte erschließt sich dabei auch dem normalen Verbraucher. Dieser ist ja der Grund für die gute Lage, sein Konsum ist der relevanteste Maßstab für die Beurteilung der wirtschaftlichen Realität.

Dass es nur aufgrund des marginalen Rückgangs keinen Grund für Pessimismus gibt, zeigt allein der Umstand, dass sich die aktuelle Lage gegenüber dem Vormonat sogar verbessert hat — obwohl im April die Erwartungen für den Mai gesunken waren. Aus dem Index sprechen daher mehr die kaufmännische Vorsicht und die Skepsis gegenüber internationalen Wachstumsdellen aus China und den USA als die Realität, die auf einem verbesserten einheimischen Arbeitsmarkt basiert. Die Vergangenheit zeigte stets: Steigt der ifo-Index mehrmals hintereinander, dann stehen die Zeichen auf Wachstum. Einzel- und Großhandel als Profiteure des schwachen Euros im Rahmen des Imports sind daher als Garanten für einen nachhaltigen Konsum und somit Konjunkturaufschwung nicht zu unterschätzen.




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