Geldschwemme und Zahlenflut könnten Dax weiter anschieben

Frankfurt/Main (dpa) - Die anhaltende Geldflut der Notenbanken und weitere Quartalszahlen mehrerer Börsen-Schwergewichte könnten den Dax in der kommenden Woche abermals anschieben.

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag den Leitzins auf ein neues Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt hatte, sind Dividendenwerte wie Aktien gegenüber anderen Anlagen wie Anleihen noch attraktiver geworden.

Experten rechnen deshalb mit weiteren Kursgewinnen am Aktienmarkt, falls die US-Notenbank Fed den Geldhahn nicht allzu schnell zudreht. So hatten am Freitag unerwartet gute Arbeitsmarktzahlen aus den USA Befürchtungen geweckt, dass die Notenbanker ihre Konjunkturhilfen drosseln könnten. Das zwischenzeitliche Rekordhoch des Dax von 9193 Punkten gerät damit erst einmal etwas außer Sichtweite.

Das extrem niedrige Zinsniveau kurbele den Dax dennoch weiter an, schrieb Commerzbank-Analyst Markus Wallner. Jörg Krämer, Chefvolkswirt des Finanzinstituts, ergänzte: „Alles in allem hält die EZB mit ihrer lockeren Geldpolitik die Vermögenspreisinflation in Gang, was insbesondere die Kurse von Aktien antreibt.“

Hinzu komme, dass Dividendenwerte in Europa und Deutschland noch nicht zu teuer seien. Der generelle Aufwärtstrend des wichtigsten deutschen Börsenbarometers könnte sich also fortsetzen. Am Freitagabend ging der Dax trotz eines Dämpfers nach dem Kursfeuerwerk am Donnerstag noch mit einem Wochenplus von rund 0,8 Prozent ins Wochenende. Der Schlussstand lag bei 9078,28 Punkten.

Optimistisch äußerte sich auch die Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen: „Auch wenn der realwirtschaftliche Effekt der Zinssenkung begrenzt bleibt, sollte die psychologische Wirkung nicht unterschätzt werden.“ Entscheidend für den Aktienmarkt bleibe der Fokus auf die Geldpolitik. Schränkt die Fed ihre Anleihenkäufe ein oder nicht? Unternimmt die EZB weitere Schritte wie etwa eine neue Runde der Notkredite mit ungewöhnlich langer Laufzeit?

Den Anlass für mögliche Kursrückgänge könnten dagegen einige Konjunkturnachrichten der neuen Woche liefern. Besonders relevant sind aus Sicht der Commerzbank die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt der Eurozone für das dritte Quartal am Donnerstag. Daneben dürften US-Daten am Freitag einen Blick wert sein: Veröffentlicht werden die Industrieproduktion im Oktober und der Empire State Index für den November. Er gilt als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung.

Nicht zuletzt stehen erneut viele Quartalszahlen aus der ersten deutschen Börsenliga an. So legen am Dienstag gleich vier Dax-Größen ihre Geschäftsberichte vor: die Deutsche Post, der Konsumgüterkonzern Henkel, der Halbleiterproduzent Infineon und der Spezialchemiekonzern Lanxess. Am Mittwoch folgt der Versorger Eon, bevor am Donnerstag der Wettbewerber RWE, der Salz- und Düngemittelhersteller K+S sowie der Chemie- und Pharmakonzern Merck ihre Bücher öffnen.

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