Dax steigt mit Spekulation auf weitere EZB-Zinssenkung

Frankfurt/Main (dpa) - Die Spekulation auf noch billigeres Geld von der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den Dax am Freitag weiter steigen lassen.

Eine überraschend niedrige Teuerung in Europa nährte die Hoffnung von Anlegern, die EZB könnte bei ihrer Zinssitzung am kommenden Donnerstag gegen die niedrigen Inflationsraten einschreiten. In Spanien waren die Verbraucherpreise im März zurückgegangen, in Deutschland stiegen sie so wenig wie seit Mitte 2010 nicht mehr.

Der Dax gewann am Freitag 1,44 Prozent auf 9587,19 Punkte. Auf Wochensicht hat der deutsche Leitindex damit um 2,61 Prozent zugelegt. Der MDax stieg vor dem Wochenende um 0,67 Prozent auf 16 444,49 Punkte, der TecDax kletterte um 0,44 Prozent auf 1246,05 Punkte.

Die negative Preisentwicklung in Spanien überraschte die Experten. Die Verbraucherpreise waren auf Jahressicht ersten Schätzungen zufolge erstmals seit Oktober 2009 gefallen. Die viertgrößte Euro-Volkswirtschaft kämpft schon lange mit einem ungewöhnlich niedrigen Preisauftrieb. Auch in Deutschland hatte sich die Teuerung abgeschwächt, die Preise lagen nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamts um 1,0 Prozent über denen vor einem Jahr - der niedrigste Wert seit August 2010.

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die EZB in der kommenden Woche weitere Maßnahmen ergreift, ist damit laut Experten gestiegen. Zudem stützten laut Marktanalyst Gregor Kuhn vom Broker IG auch Aussagen des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang zu Hilfen für die schwächelnde Konjunktur in seinem Land.

Im Dax gab es nur Gewinner, Tagessieger waren RWE-Titel mit einem Sprung von 3,92 Prozent. Händler machten technische Gründe aus: An einer bestimmten Schwelle seien neue Kaufaufträge ausgelöst worden. Bewegung aufgrund von Nachrichten gab es kurz vor dem Wochenende vor allem in den hinteren Reihen. Aktien von ElringKlinger zogen nach endgültigen Zahlen um 6,00 Prozent an und eroberten die MDax-Spitze. Zweitbester Wert waren Papiere der Norma Group mit 5,12 Prozent plus. Händler verwiesen auf positive Einschätzungen zum Autozulieferer von Analysten.

Die Titel von Xing drehten im Laufe des Vormittags ins Plus und gewannen am Ende 3,52 Prozent. Das Online-Karrierenetzwerk hatte am Vorabend mitgeteilt, dass der Gewinn wegen Bilanzierungsänderungen im vergangenen Jahr geringer ausfällt als zunächst gedacht. Analysten blieben allerdings gelassen. Die Geschäfte bei der Internetplattform laufen ihnen zufolge gut. Im Technologieindex machten ferner die Papiere des Bausoftware-Herstellers Nemetschek von sich reden. Sie kletterten nach endgültigen Zahlen an der Index-Spitze um gut 6,58 Prozent auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2000.

Die wichtigsten europäischen Aktienindizes gewannen ebenfalls hinzu. Der EuroStoxx 50 stieg um 1,23 Prozent auf 3172,43 Punkte. Der CAC 40 in Paris kletterte um 0,7 Prozent, während der FTSE 100 in London um 0,4 Prozent anzog. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial lag zum europäischen Börsenschluss 0,74 Prozent über dem Vortagesschluss.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,28 Prozent am Vortag auf 1,26 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 134,86 Punkte. Für den Bund-Future ging es um 0,05 Prozent nach unten auf 143,61 Punkte. Der Euro fiel: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3758 (Mittwoch: 1,3791) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7269 (0,7251) Euro.

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