AUSBLICK 2011: Devisenmarkt zwischen Schuldenkrise und Geldschwemme

FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Devisenmarkt dürften die Top-Themen 2010 auch imkommenden Jahr den Ton angeben: die europäische Schuldenkrise und diehoch-expansive Geldpolitik rund um den Globus, insbesondere in den USA.

Erstwenn sich die Lage im Euroraum etwas beruhigt und sich der US-Arbeitsmarkterholt, wird ein dritter Faktor hinzutreten, sind sich viele Experten sicher.Dann sollten sich die Währungskurse wieder stärker an Wachstumsperspektiven undKonjunkturdaten orientieren. Zinsdifferenzen hingegen dürften angesichts derweltweit niedrigen Leitzinsen eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Beim wichtigsten Währungspaar Euro-Dollar dürfte die "Patt-Situation" desauslaufenden Jahres bestehen bleiben. "2010 war weder für den Euro noch für denDollar ein gutes Jahr", bringt es Helaba-Experte Christian Apelt auf den Punkt.Trotz Schuldenkrise und US-Geldschwemme dürften Euro und Dollar zwar diewichtigsten Währungen der Welt bleiben. Ihre Bedeutung an den Devisenmärktenwird 2011 aber abnehmen, meint Apelt.

Beim Kursniveau rechnen viele Marktbeobachter im Trend mit einerSeitwärtsbewegung des Euro-Dollar-Kurses. Die hohe Schwankungsanfälligkeit inder kurzen Frist dürfte allerdings anhalten. Die DekaBank erwartet, dass derEuro zunächst weiter von der Schuldenkrise belastet wird. Je näher aberpolitische Lösungen rückten, desto mehr dürfte der Euro an Boden gutmachen,heißt es in einer Studie. Das Spitzeninstitut der Sparkassen rechnet bis Ende2011 mit einem Eurokurs von 1,35 Dollar - was nur etwas mehr wäre als dasaktuelle Niveau bei etwas mehr als 1,30 Dollar.

Einer der Hauptprofiteure des Patts zwischen Euro-Dollar war 2010 derSchweizer Franken. Sowohl zum Euro als auch zum Dollar stieg er aufRekordstände. Zum Euro wertete er seit Jahresbeginn um über 15 Prozent auf, zumDollar zeitweise um über zehn Prozent. "Der Franken ist die neue D-Mark",umschreibt Devisenexperte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen dieEntwicklung. Der Franken profitierte vor allem von der großen Verunsicherungdurch die Schuldenkrise im Euroraum. Und dies, obwohl die Leitzinsen auch in derSchweiz sehr niedrig liegen und nach wie vor Deflationsgefahren bestehen.

Trotzdem: Die Wirtschaft des Alpen-Staates zeigte sich bis zuletzt robust,was den Franken zusätzlich beflügelte. Zudem hat die Schweizer Notenbank SNBkeine Neigung mehr zu Deviseninterventionen erkennen lassen wie noch zurJahresmitte. Damit wird die Kursentwicklung im kommenden Jahr in erster Linievon der Schuldenkrise im Euroraum abhängen, heißt es bei der DekaBank. Solltesich die Lage im Euroland beruhigen, dürfte auch der Franken abwerten.

Noch stärker als der Franken tendierte 2010 der japanische Yen, insbesonderezum Dollar. Als Hauptgrund gilt die extrem lasche Geldpolitik der amerikanischenNotenbank. So fährt die Fed seit mittlerweile zwei Jahren eine Nullzinspolitiknach japanischer Lesart. Darüber hinaus hat sie als Reaktion auf die schwereFinanz- und Wirtschaftskrise Staatsanleihen und forderungsbesicherte Wertpapiereüber mehr als zwei Billionen Dollar gekauft. Diese Geldschwemme wurde 2010 sogarnochmal ausgeweitet, was viele Währungen - allen voran den Yen - stark aufwertenließ. Die Notenbank Japans reagierte zwar mit zeitweiligenDeviseninterventionen, die aber letztlich verpufften.

Angesichts des stark abwertenden Dollar machte das Wort vom "Währungskrieg"die Runde. Dass dieser "Krieg" 2011 wieder aufflammt, damit rechnen nicht vieleExperten. So dürfte sich die bis zuletzt stark wachsende japanische Wirtschaftim kommenden Jahr spürbar abkühlen, was den Yen schwächen würde. Darüber hinaussprechen höhere Renditen für Staatsanleihen in Europa und den USA für einenschwächeren Yen, heißt es bei der DekaBank. Auch erscheint es möglich, dass sichdie Augen der Investoren stärker auf die sehr hohe Staatsverschuldung Japansrichten.

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