Finanzkrise: Den Griechen gehen die Urlauber aus

Allein der Reiseveranstalter Tui erlebt derzeit bei den Buchungen einen Rückgang um 30 Prozent.

Düsseldorf. Griechenland hat hierzulande ein echtes Image-Problem. Immer neue Meldungen über Milliardenhilfen für das Land machen viele Deutsche wütend. Und Bilder von brennenden Deutschland-Flaggen in den Straßen Athens und Fotomontagen von Angela Merkel in Nazi-Uniform tragen nicht gerade dazu bei, die Stimmung zu verbessern.

Dabei zählt Griechenland zu den zehn beliebtesten Reisezielen der Deutschen — zumindest noch. Denn die aktuellen Zahlen der Branche sprechen eine deutliche Sprache: „Im Vergleich zum Vorjahr sind die Buchungen bei uns um ein Drittel zurückgegangen“, sagt Kathrin Spichala, Sprecherin des Touristik-Riesen Tui.

Viele Kunden hätten Angst vor Streiks und Demonstrationen im Land und würden daher nur zögerlich buchen. Bedenken, als deutscher Tourist derzeit in Griechenland nicht sicher zu sein, hätten aber die wenigsten. „Viele sind eher wegen der andauernden Finanzkrise nicht so gut auf das Land zu sprechen“, sagt Spichala.

Ulf Sonntag von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen glaubt auch, dass sich die politischen Umstände negativ auf Griechenland als Reiseziel auswirken. „Warum sollte man sich im Urlaub Stress machen, wenn man sich woanders ohne Bedenken erholen kann?“ Gerade im Segment „Sommer, Sonne, Strand“ seien viele Ziele in den Köpfen der Menschen austauschbar. „Spanien profitiert momentan stark von der Krise in Griechenland“, sagt auch Kathrin Spichala.

Grundsätzlich setzt die Reisebranche aber weiter stark auf den Mittelmeerstaat. „Die Menschen leben dort ja vom Tourismus“, sagt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband. „Sie haben gar kein Interesse daran, ihre Kunden abzuschrecken.“ Urlaub dort kann sich in diesem Jahr daher sogar finanziell lohnen: Viele Reiseveranstalter reagieren mit Preisnachlässen auf die Krise und versuchen zu retten, was noch zu retten ist.

Das Auswärtige Amt hat trotz diverser Ausschreitungen und antideutschen Ressentiments keine Reisewarnung für Griechenland ausgesprochen, und daran wird sich voraussichtlich auch nichts ändern. „Bisweilen kommt es im Zuge von Protestkundgebungen zu gewalttätigen Ausschreitungen“, heißt es auf der Internetseite des Ministeriums. „Reisende sollten Demonstrationen und Menschenansammlungen weiträumig meiden.“

Die meisten Urlauber würden aber ohnehin auf eine der vielen griechischen Inseln reisen, sagt Kathrin Spichala. „Fernab der großen Städte merkt man kaum etwas was von irgendwelchen Unruhen.“ Sie hofft, dass sich die Buchungen für Griechenland im Lauf der Saison noch erholen. „Deutsche Urlauber sind in Griechenland nach wie vor sehr willkommen“, sagt sie.

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