Familienfehde bei Lacoste: Der Krieg um das Krokodil

Die Familie Lacoste hat sich eine erbitterte Fehde geliefert. Nun wird die milliardenschwere Traditionsfirma verkauft.

Paris. Blütenweiße Polohemden mit dem grünen Krokodil als Markenzeichen begründeten das saubere Renommee des französischen Sportmode-Riesen Lacoste. Doch hinter den Kulissen des in zwei verfeindete Lager zerrissenen Familienunternehmens wurde zuletzt genauso viel schmutzige Wäsche gewachsen wie einst bei Dallas und Denver-Clan.

Doch nun ist der von bösen Intrigen und Geldgier befeuerte „Kroko-Krieg“ um Macht und Milliarden vorerst beigelegt: Demnächst haben nicht mehr die Lacoste-Erben das Sagen in der Traditions-Firma, sondern die Eigentümer der Schweizer Maus-Frères-Gruppe („Gant“, „Aigle“).

Es blieb der umstrittenen Verwaltungsratsvorsitzenden Sophie Lacoste Dournel (36), der Enkelin des charismatischen Gründers René Lacoste, vorbehalten, das bittere Ende einer ruhmreichen Epoche zu verkünden. „Äußerst schmerzlich“ sei der Verkauf der Firmenanteile an das Genfer Unternehmen, bekannte die Erbin. Ein Verkauf, den sie hatte verhindern wollen.

Die reinen Zahlen: Sophie Lacoste Dournel hat zusammen mit anderen Erben einen Anteil von 28 Prozent abgegeben, zuvor hatte sich bereits ihr verkaufswilliger Vater Michel Lacoste (69) von seinen 30,3 Prozent getrennt.

Da die Maus-Gruppe bereits einen 35-Prozent-Anteil hielt, steigt sie mit nunmehr 93,3 Prozent de facto zur Alleineigentümerin auf. Der Kaufpreis soll sich auf 1,25 Milliarden Euro belaufen. Lacoste erzielte vergangenes Jahr einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro.

Das Zerwürfnis des Clans begann mit dem Tod des charismatischen Patrons Bernard Lacoste 2006. Dieser hatte das Modehaus seines Vaters René über vier Jahrzehnte (1963 bis 2005) mit straffen Zügeln geführt und die Hemdenfirma in ein weltumspannendes Luxus-Imperium verwandelt, das neben exklusiver Sportmode auch Schuhe, Taschen, Brillen, Uhren und Parfüms verkaufte.

An die Stelle von Bernard Lacoste trat sein Bruder Michel, der zuletzt am heftigsten von seiner eigenen Tochter Sophie angefeindet wurde. Vor knapp zwei Monaten putschte diese ihren Vater von der Kommandobrücke und ließ sich selbst völlig überraschend zur neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrates wählen.

Keine Spur von Fairplay, für das das einstige Tennis-Idol René Lacoste so berühmt war: Sophie Lacoste Dournel machte keinen Hehl daraus, dass sie ihren Vater für unfähig hielt, das Unternehmen zu führen. Dieser wiederum rief das Handelsgericht Paris an, um die rebellische Tochter von der Spitze des Verwaltungsrates zu entfernen.

Zwar besitzt die 36-Jährige einen Universitätsabschluss in Finanzwissenschaften, doch der Vater hielt sie für eine glatte Fehlbesetzung auf dem Schlüsselposten. Die Schlacht ist nun geschlagen — und Lacoste befindet sich nicht mehr in Familienbesitz.

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