EU tadelt Energiebranche

Europas Verbraucher geben den Anbietern von Strom und Gas schlechte Noten.

Brüssel. Brüssel wird den Druck auf die europäischen Energiekonzerne erhöhen, um Preise zu senken und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Insbesondere den Strommarkt will EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva in diesem Jahr besonders unter die Lupe nehmen.

Nicht nur den Energiesektor, auch das Bankenwesen und den Öffentlichen Personennahverkehr stufen die EU-Bürger als stark verbesserungsfähig ein. Das ist das auffälligste Ergebnis des jüngsten EU-Verbraucherbarometers, das Preise, Wechselmöglichkeiten, Zufriedenheit, Beschwerden und Sicherheit von Waren und Dienstleistungen untersuchte.

Weniger als 60 Prozent sind mit den genannten Marktsektoren zufrieden. "Ich bin sehr besorgt, dass drei Dienstleistungsbereiche, die eine so wichtige Rolle im Alltag spielen, schlecht abgeschnitten haben", tadelte die bulgarische Kommissarin.

60 Prozent der Verbraucher berichten ferner von Preiserhöhungen ihres Gas- und Stromanbieters. Gleichzeitig klagen die Kunden darüber, dass sie die Angebote schlecht vergleichen und den Anbieter nicht ohne weiteres wechseln können. Die meisten Europäer bleiben ihren Energieversorgern deshalb treu. Nur sieben Prozent wechseln den Gasanbieter, nur acht Prozent den Stromlieferanten.

Sobald aber Monopole wegfallen und Märkte liberalisiert werden, geschieht Bemerkenswertes: Verbesserte Wechselmöglichkeiten führten laut Studie zu mehr Wettbewerb und letzterer wiederum zu geringeren Preissteigerungen oder sogar zu sinkenden Preisen.

So haben 25 Prozent der Verbraucher in den letzten beiden Jahren die Kfz-Versicherung gewechselt, 22Prozent den Internetanbieter und 19 Prozent das Mobilfunkunternehmen.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) begrüßt die angekündigten EU-Maßnahmen gegen den Stromsektor. "Die Entflechtung des Strommarktes, also die Trennung von Netz und Anbieter, führt unweigerlich zu sinkenden Preisen", sagt ein vzbv-Sprecher.

Noch größer sei der Nachholbedarf auf dem Gasmarkt, wo ein Anbieterwechsel derzeit sehr schwierig sei. EU-Kommissarin Kuneva machte deutlich, dass hohe Energiepreise die Haushalte am meisten belasten, nämlich mit 5,7 Prozent.

Die geringste Zufriedenheit äußerten die EU-Verbraucher mit dem Öffentlichen Personennahverkehr. Sie stören sich an den Preisen, an Verspätungen, mangelnder Freundlichkeit und schlechtem Service. Auch auf dem Bankensektor liegt vieles im Argen.

Kuneva zitierte aus einer britischen Studie, nach der die Banken die meisten Einnahmen aus Gebühren beziehen, meistens solche, über die sich die Verbraucher gar nicht im Klaren sind. Überdies schwanken die Zinssätze im Binnenmarkt erheblich: von 0,21 Prozent in Schweden bis zu 12,12 Prozent in Estland.

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