Einzelhandel: Zittern bei Sinn-Leffers

Die Bekleidungskette soll mit einem Insolvenzverfahren saniert werden.

Hagen. Die Bekleidungskette Sinn-Leffers ist nach Wehmeyer und Hertie die dritte ehemalige Tochter von Karstadt-Quelle, die Insolvenz anmelden wird. Das Unternehmen will morgen nach Informationen der "Welt" wegen drohender Zahlungsunfähigkeit eine Plan-Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen. Heute will das Unternehmen in einer Pressekonferenz über Details informieren.

Der Eigentümer Deutsche Industrie Holding (DIH) und auch das Management sollen an Bord bleiben. Allerdings soll die Geschäftsführung durch den mit Insolvenzen erfahrenen Juristen Detlef Specovius vom Büro Schultze und Braun ergänzt werden. Das Team wolle versuchen, Sinn-Leffers unter dem Schutz der recht seltenen Variation des Insolvenzrechtes zu sanieren.

"Wir hoffen, dass wir zumindest zwei Drittel der Stellen erhalten können", sagte Patrick Feller, Sprecher der Sinn-Leffers-Geschäftsführung. Das Unternehmen beschäftigt 4000 Mitarbeiter, die bereits seit Jahren auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. Der Betrieb in den 47 Häusern, darunter Filialen in Krefeld, Wuppertal, Remscheid und Mönchengladbach, soll weiterlaufen. Unklar ist jedoch, wie viele Häuser erhalten bleiben.

Das Unternehmen, das im September 2005 im Zuge der Sanierung von Karstadt-Quelle verkauft worden war, stand seit längerem auf wackligen Beinen. Nach Daten aus dem Jahresabschluss 2006/07 stützte DIH gemeinsam mit dem britischen Beteiligungsfonds HMD Partners Sinn-Leffers bereits mit Krediten in Höhe von 96,8 Millionen Euro. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr sollen laut "Handelsblatt" 20Millionen Euro ins Geschäft gepumpt worden sein.

Im Mai hatte das amerikanische Private Equity-Unternehmen HMD Partners seine Sinn-Leffers-Anteile an den Miteigentümer DIH abgegeben, dem Sinn-Leffers jetzt zu 100 Prozent gehört. Hinter dem Frankfurter Unternehmen steht Peter Zühlsdorff, der frühere Tengelmann- und Grüner-Punkt-Manager. Offenbar will er Sinn-Leffers nicht zerschlagen oder verkaufen, sondern mit verstärktem Druck sanieren.

"Im Filialportfolio sind zu viele Altlasten", sagte ein Firmenkenner der "Welt". Zudem seien die Mietkosten zu hoch. Von einem Mietkostenanteil von 15 Prozent am Umsatz ist die Rede. Bei Hertie galt eine Quote von zehn Prozent bereits als ein Grund für die Pleite. Durch die Insolvenz können die Firmen die laufenden Mietverträge vorzeitig kündigen. Sinn-Leffers soll sogar teilweise für leerstehende Filialen noch Miete zahlen.

Der Umsatz bei Sinn-Leffers soll im abgelaufenen Geschäftsjahr um 2,5Prozent auf 470 Millionen Euro gesunken sein. Der daraus resultierende Gewinnrückgang und die hohen Mietbelastungen hätten wohl noch in diesem Jahr zur Zahlungsunfähigkeit geführt. Um sie zu verhindern, arbeitet das Management offenbar bereits seit längerem an der Vorbereitung der Plan-Insolvenz.

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