EC-Karten: Was Kunden wissen sollten

Zahlen per Karte bereitet noch immer Probleme. Chiphersteller sucht nach Lösung.

Berlin. Nach millionenfachem Ärger mit EC- und Kreditkarten zum Start ins neue Jahr ist das Problem noch immer nicht ganz gelöst. Fragen und Antworten zum Thema.

30 Millionen EC- und Kreditkarten in Deutschland hatten zu Jahresbeginn plötzlich ein Problem, wie es schon zur Jahrtausendwende bei manchen technischen Geräten befürchtet worden war - die Software des Chips auf den Karten konnte die Datumsangabe des neuen Jahres 2010 nicht korrekt verarbeiten.

Die Folge: An zehntausenden Geldautomaten und 200 000 Bezahlterminals an Ladenkassen im Einzelhandel funktionieren die Karten nicht.

Zunächst mit einer Art Erster Hilfe: Eine neue Programmversion für die Geldautomaten und Bezahlterminals sorgt vorerst dafür, dass sie nicht auf den defekten Chip, sondern wie vorher üblich auf den Magnetstreifen zugreifen, der mit auf der Karte ist. Die Geldautomaten sollen dadurch wieder funktionieren, berichtet der Zentrale Kreditausschuss.

Bei Ladenterminals soll es bis Anfang kommender Woche so weit sein. Tüftler behelfen sich derweil mit einer Methode "Marke Eigenbau" - mit einem Streifen Klebeband auf dem Chip. Die Finanzbranche warnt aber davor, auch wegen unklarer Haftungsfragen.

Quasi aus der Ferne. Wie der französische Chiphersteller Gemalto mitteilt, arbeitet er mit Banken und Sparkassen an einem Korrekturverfahren. Nach Expertenangaben geht es darum, dass der Chip beim Einführen der Karte in einen Geldautomaten umprogrammiert wird, so dass der Datumsfehler nicht mehr auftritt. Einzelheiten müssen aber noch geprüft werden. Es gilt zudem als ungewiss, ob eine solche Reparatur auch bei Kreditkarten funktioniert.

Ein massenhafter Umtausch wäre aufwendig und teuer - geschätzt wird ein dreistelliger Millionen-Betrag. Zudem müssten Kunden einige Zeit auf eine neue Karte warten und sich auch eine neue Geheimzahl merken.

Kunden der betroffenen Kreditinstitute sollten zunächst bei ihrer Bank nachfragen, ob und in welchem Umfang ihre EC- und Kreditkarten von der Panne betroffen sind, empfiehlt der Leiter des Fachbereichs Finanzdienstleistungen beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Manfred Westphal.

Zu erkennen sind die Karten mit den fehlerhaften Chips von außen nicht. Für den Einkauf empfiehlt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, "im üblichen Umfang" Bargeld mitzunehmen. "Bargeld wird jetzt wichtiger werden", sagt auch vzbv-Experte Westphal.

Das Geldabheben sollte zwar inzwischen an fast allen Automaten wieder funktionieren; der Deutsche Sparkassen- und Giroverband rät jedoch, "bis auf Weiteres" nicht mit der Kreditkarte Geld abzuheben. Der vzbv schlägt vor, bei Problemen einen weiteren Automaten zu testen oder bei Mehrfachkonten eine andere Karte zu verwenden.

Wer jetzt einen Urlaub im Ausland antritt, sollte ausreichend Bargeld mitnehmen, da laut DSGV außer in den USA in fast allen Ländern mit Problemen beim Abheben am Geldautomaten zu rechnen ist. Wer bereits im Ausland ist und am Automaten kein Geld bekommt, kann mit Ausweis und Kreditkarte am Schalter Bargeld abheben. Verbraucherschützer empfehlen die Mitnahme von Reiseschecks.

Nach der Rückkehr aus dem Urlaub können Verbraucher versuchen, die Kosten für das Geldabheben bei einer fremden Bank von ihrem Kreditinstitut zurückerstattet zu bekommen. Die Kreditwirtschaft hat angekündigt, sich kulant zu zeigen.

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