Arbeitsmarkt der Zukunft Digitalisierung trifft vor allem Hilfskräfte

Nürnberg (dpa) - Von der zunehmenden Digitalisierung der deutschen Wirtschaft werden nach Prognosen von Arbeitsmarktforschern voraussichtlich Hilfskräfte ohne Berufsausbildung am stärksten betroffen sein.

Arbeitsmarkt der Zukunft: Digitalisierung trifft vor allem Hilfskräfte
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Umgekehrt verringerten gute Bildung und eine solide berufliche Qualifikation das Risiko, in Zukunft teilweise oder sogar ganz durch computergesteuerte Maschinen ersetzt zu werden, geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

So seien schon jetzt 58 Prozent der von Hilfskräften geleisteten Arbeiten theoretisch von Computern oder Robotern zu ersetzen, berichtet die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA). Der Anteil steige stetig; innerhalb der vergangenen drei Jahre habe er in der Gruppe der sogenannten Helferberufe um 12 Prozentpunkte zugenommen.

Bei Berufen, für die in der Regel ein vierjähriges Hochschulstudium erforderlich ist, liege der Anteil der theoretisch von Computern leistbaren Aufgaben lediglich bei 24 Prozent; der Anteil sei damit in den vergangenen drei Jahren lediglich um 6 Prozentpunkte gestiegen, bei IT-Dienstleistern und Naturwissenschaftlern sogar nahezu unverändert geblieben, berichteten die Wissenschaftler.

Insgesamt ist nach der IAB-Prognose jeder vierte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Deutschland dem Risiko ausgesetzt, von computergesteuerten Maschinen teilweise - nämlich um bis zu 70 Prozent - ersetzt werden zu können. Gut 46 Prozent arbeitet in Berufen, in denen theoretisch zwischen 30 und 70 der von ihnen ausgeübten beruflichen Tätigkeiten von Computern erledigt werden könnten. Bei gut 28 Prozent könnten der IAB-Studie zufolge weniger als 30 Prozent der Tätigkeiten innerhalb des jeweiligen Berufs automatisiert werden.

Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes BDA, Steffen Kampeter, sagte: „Veränderung heißt nicht Verschlechterung. Genauso, wie Tätigkeiten wegfallen, werden neue Tätigkeiten und gänzlich neue Tätigkeitsfelder entstehen - diese Chancen gilt es zu nutzen.“ Die Arbeitswelt der Zukunft werde projektbezogener, mobiler und flexibler werden. Mit weniger Flexibilität, mehr Regulierung und einem starren Arbeitszeitgesetz, wie es der Koalitionsvertrag vorsehe, gebe die Politik auf die Fragen der Zukunft Antworten aus der Vergangenheit. „Das wird nicht funktionieren“, sagt Kampeter.

Dass dies im Zuge der Digitalisierung auch tatsächlich in dem theoretisch möglichen Umfang geschehe, halten die Autoren der Studie, Katharina Dengler und Britta Matthes, dennoch für unwahrscheinlich. „So können beispielsweise Kostengründe oder rechtliche Hürden dazu führen, dass nur ein Teil des technisch möglichen Automatisierungspotenzials ausgeschöpft wird“, geben die Wissenschaftler zu bedenken. Innerhalb der Berufe werde es aber große Umbrüche geben.

Wichtig sei daher künftig die Ausbildung des Berufsnachwuchses. Die Aus- und Weiterbildung sollte dabei aber nicht nur auf digitale Inhalte, sondern auch auf den Erwerb sozialer und fachübergreifender Kompetenzen gerichtet sein, betonten die Wissenschaftler. Mit der Digitalisierung verändere sich auch die Art und Weise, wie gearbeitet wird. Beispielsweise gewinne die Arbeit in virtuellen Teams an Bedeutung. Deshalb werde es künftig noch wichtiger, über soziale Kompetenzen wie Kooperationsbereitschaft und Selbstmanagement zu verfügen.

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