Digitale Arbeitswelt: Ständige Verfügbarkeit verursacht psychische Störungen

Nach BKK-Daten haben die durch psychische Störungen bedingten Krankheitstage in den vergangenen zehn Jahren um mehr als das zweieinhalbfache zugenommen.

Digitale Arbeitswelt: Ständige Verfügbarkeit verursacht psychische Störungen
Foto: dpa

Berlin. Für jeden zweiten Beschäftigten in Deutschland ist die digitale Arbeitswelt zum beruflichen Alltag geworden. Doch welche Folgen hat die damit häufig verbundene Dauerverfügbarkeit für die Gesundheit? Nach einer aktuellen Untersuchung des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) ist die digitale Revolution mit wachsenden psychischen Belastungen besonders in Wissens- und Dienstleistungsberufen verbunden. Die wichtigsten Ergebnisse:

Nach einer repräsentativen Umfrage unter 3000 Beschäftigten, die der BKK-Verband für seinen aktuellen „Gesundheitsreport“ in Auftrag gab, gehören für 52,5 Prozent der Arbeitnehmer neue Informationstechniken wie Smartphone oder Tablet zur täglichen Arbeit. Weitere 38,5 Prozent sind damit gelegentlich konfrontiert. Lediglich neun Prozent sind im Arbeitsleben praktisch noch komplett analog unterwegs.

Mit gemischten Gefühlen. Mehr als jeder dritte Arbeitnehmer (37,8 Prozent) fürchtet den Wegfall von Arbeitsplätzen. Nur etwa jeder Sechste (17,6 Prozent) sieht in der Digitalisierung dagegen einen Jobmotor. Fast 45 Prozent erwarten indes, dass Arbeitsplatzverluste und -zuwächse ungefähr gleich sein werden.

Naturgemäß ist die Digitalisierung besonders stark in technikaffinen Berufen und in der IT-Branche, aber auch in der Verkehrs- und Logistikbranche sowie im Gesundheitswesen ausgeprägt. Insgesamt beklagt mehr als jeder vierte Beschäftigte, auch in der Freizeit für Arbeitsfragen erreichbar sein zu müssen. 41 Prozent der Beschäftigten geben an, wegen der neuen Technologien mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen zu müssen.

32,7 Prozent der Befragten fühlen sich durch die digitalisierte Arbeitswelt stärker psychisch und/oder physisch belastet als früher. Nur etwa jeder Siebte (14,6 Prozent) empfindet eher das Gegenteil. 52,6 Prozent sehen keine Veränderungen. Nach den BKK-Daten haben die durch psychische Störungen bedingten Krankheitstage in den vergangenen zehn Jahren um mehr als das zweieinhalbfache zugenommen. Die Fehlzeiten insgesamt sind im gleichen Zeitraum nur um gut die Hälfte gestiegen. Ungefähr in dieser Größenordnung bewegt sich auch der Zuwachs bei den Ausfalltagen wegen Muskel- und Skelett-Erkrankungen. Berücksichtigt man, dass die Belegschaften seit dem Jahr 2006 deutlich gealtert sind, wäre ein höherer Anteil der Fehltage gerade in diesem Bereich zu erwarten gewesen, heißt es dazu in dem Report. Offenkundig habe die Digitalisierung auch zu einer Reduzierung körperlicher Belastungen geführt.

Die Untersuchung macht deutlich, dass sich ein betriebliches Gesundheitsmanagement nicht nur in der ergonomischen Ausstattung des Arbeitsplatzes erschöpfen kann. Die Unternehmen müssten sich verstärkt auch auf die psychische Gesundheit konzentrieren, forderte BKK-Chef Franz Knieps. Dazu zählten regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen der Belastungen, aber auch konkrete betriebliche Regelungen etwa im Umgang mit dienstlichen E-Mails nach Dienstschluss.

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