Dienstag: Warnstreiks auf Flughäfen - auch in Düsseldorf

Die Gewerkschaften lassen die Muskeln spielen. Vor der dritten Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst weiten sie die Warnstreiks auf Flughäfen aus. Passagiere brauchen dicke Nerven.

Düsseldorf/Frankfurt/Main/Berlin (dpa) - Flugpassagiere müssen an diesem Dienstag bundesweit mit Verspätungen und Flugausfällen rechnen. Unmittelbar vor der entscheidenden Tarifrunde am Mittwoch und Donnerstag wollen die Gewerkschaften die Warnstreiks im öffentlichen Dienst auf die Flughäfen ausweiten. Dazu haben sie Beschäftigte von Gepäckabfertigung, Bodenverkehrsdiensten, Technik, Sicherheit und Verwaltung zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

Betroffen ist auch der Düsseldorfer Flughafen, der zwischen 6 und 12 Uhr rund 240 Flüge geplant hat. Die Gewerkschaft hat ihre Mitglieder in Gepäckabfertigung, Busdiensten, Crewtransport und Werkstätten aufgerufen, zwischen 4 und 12 Uhr ihre Arbeit niederzulegen. In welchem Umfang der Flugbetrieb genau beeinträchtigt sein wird, ist noch unklar.

Reisenden wird entsprechend empfohlen, sich vor Reiseantritt über den aktuellen Status ihres Fluges bei der Airline oder ihrem Reiseveranstalter zu informieren. Wer am Dienstag ab Düsseldorf fliegen will, sollte am Montagabend den Late-Night-Check nutzen.

Nähere Infos gibt es beim Flughafen Düsseldorf. Die Lufthansa informiert auf einer eigenen Seite über die zu erwartenden Beeinträchtigungen.

Am Montag traten laut Verdi rund 34 000 Beschäftigte in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zeitweise in den Ausstand.

Der Flughafen Frankfurt/Main dürfte am Dienstag weitgehend lahmgelegt werden. Auf dem größten deutschen Luftverkehrsdrehkreuz sollen nach Angaben der Gewerkschaft Verdi vom Vormittag an möglichst keine Maschinen mehr abheben. Wie ein Sprecher erklärte, wollen die Beschäftigten des Flughafenbetreibers Fraport von 05.30 Uhr bis etwa 14.30 Uhr ihre Arbeit niederlegen. Damit stehen 100 Flüge auf der Kippe

Nach Informationen der Fluggesellschaft Air Berlin sind neben Frankfurt und Düsseldorf unter anderem auch Köln-Bonn, München und Stuttgart betroffen, möglicherweise auch Berlin. In Köln-Bonn wird ab 0.00 Uhr die Be- und Entlasung der Frachtmaschinen bestreikt. Später wollen Mitarbeiter in der Gepäckabfertigung, bei den Bodenverkehrsdiensten, Technik, Sicherheit, Verwaltung und der Bundespolizei bis 10 Uhr streiken. Infos: Flughafen Köln-Bonn

Die Security und Bodenverkehrsdienste an den Flughäfen Münster-Osnabrück und Dortmund streiken ebenfalls - mit verspäteten Abfertigungen muss gerechnet werden.

In Stuttgart wollen sich auch Beschäftigte der Flughafenfeuerwehr am Ausstand beteiligen. In Frankfurt soll am Nachmittag eine Kundgebung mit Verdi-Chef Frank Bsirske stattfinden, zu der etwa 2000 Beschäftigte erwartet werden.

Weitere Warnstreiks in der Fläche soll es laut Verdi in Hamburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland geben. Damit wollen die Gewerkschaften den Druck vor der dritten Verhandlungsrunde am Mittwoch und Donnerstag noch einmal erhöhen.

„Unser Ziel ist es ausdrücklich nicht, den gesamten Flugverkehr zusammenbrechen zu lassen“, erklärte der zweite Vorsitzende der dbb-Tarifunion, Willi Russ. „Vielmehr wollen wir mit gezielten Nadelstichen dafür sorgen, dass die Tarifverhandlungen, die am 28. März 2012 in Potsdam fortgeführt werden, möglichst zu einem Abschluss kommen.“

In Schwerin wurden am Montag alle Kindertagesstätten bestreikt. In Schleswig-Holstein war der Nord-Ostsee-Kanal blockiert. In Stuttgart wurden der Nahverkehr, die Müllabfuhr und Verwaltungen bestreikt.

Bei einem Arbeitskampf könnte auf Deutschland eine Streikwelle von Beschäftigten der Metallindustrie, des öffentlichen Dienstes, der Banken und der Telekom zurollen. Bsirske kündigte in Stuttgart an, dass in diesem Fall in den verschiedenen Branchen „Verabredungen getroffen werden, gemeinsam sichtbar zu werden“. Wenn die Tarifparteien für ihre Bereiche keine Lösung am Verhandlungstisch fänden, könnte es im Mai zu konzertierten Aktionen kommen.

Die Wahrscheinlichkeit eines unbefristeten Arbeitskampfes im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen bezifferte Bsirske auf 50 Prozent. Das bisherige Angebot der Arbeitgeber von 3,3 Prozent mehr Gehalt auf zwei Jahre lehnte er erneut ab. „3,3 Prozent wären selbst für 12 Monate zu wenig, geschweige denn für 24“, sagte er. Die Gewerkschaften fordern für die rund zwei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst 6,5 Prozent mehr Geld, mindestens 200 Euro.

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