Die Piëchs sichern ihre Macht im VW-Konzern

Die Frau des Patriarchen Ferdinand Piëch zieht in den Aufsichtsrat ein.

Hamburg/Wolfsburg. Familienunternehmen Volkswagen: Ursula und Ferdinand Piëch lenken den Aufsichtsrat des Autoriesen künftig gemeinsam. Die Frau des Konzernpatriarchen folgt ihrem Mann ins Kontrollgremium des europäischen Branchenführers - und gehört nun auch offiziell zum innersten Machtzirkel bei VW. Damit haben die Piëchs das riesige Imperium fester im Griff denn je.

Dass Ursula Piëch eine einflussreiche Beraterin ihres inzwischen 75 Jahre alten Gatten ist, war für Insider schon lange unbestritten. Der formale Aufstieg zur Kontrolleurin markiert für die 55-Jährige dennoch einen wichtigen Schritt: Saß sie bisher als Stellvertreterin Ferdinand Piëchs in Stiftungen, auf die der Porsche-Enkel sein Firmenvermögen übertrug, kann sie in strategischen Fragen fortan direkt mitmischen.

Auf die Frage nach ihrer tatsächlichen Rolle gibt sich Ursula Piëch bei der Ankunft auf dem Aktionärstreffen bescheiden: „Ich folge ihm in gebührendem Abstand“, sagt sie an der Seite ihres Mannes, als beide im Blitzlichtgewitter den Fuhrpark der elf Konzernmarken sowie von Porsche abschreiten.

„Gönnen Sie mir wie jedem anderen die ersten 100 Tage“, bittet Ursula Piëch die Journalisten. Ihr Mann glaubt an das Geschick seiner Vertrauten, wenn es darum geht, den umsatzstärksten Autohersteller der Welt mit zu beaufsichtigen: „Sie macht das mit Sicherheit noch besser als ich.“

Ein Ehepaar als Kontroll-Duo — das schmeckt nicht jedem. Zwar stehen die Großaktionäre hinter der Personalie. Doch große Fonds und auch Kleinaktionäre üben heftige Kritik an der Kandidatur. Der Vorwurf: Die entscheidende Voraussetzung sei ihre Ehe mit Ferdinand Piëch.

Ursula Piëch kennt die Vorbehalte. Seit 1984 ist sie mit Ferdinand verheiratet. Sie war als Kindermädchen zu den Piëchs gekommen. Vor den Aktionären wirbt sie mit fester Stimme und einem Lächeln um Zustimmung. Sie versichert, dass ihr der Konzern bestens vertraut sei: „Seit 30 Jahren darf ich dieses Unternehmen begleiten.“ Sie habe auch die schwere Krise in den Jahren 1993/94 hautnah miterlebt.

Die Piëchs bemühen sich, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen. Ferdinand Piëch stapelt tief: Es sei „ein Tag wie jeder andere“. Doch wie sehr die Familie Piëch VW dominiert, zeigt sich, als Ferdinand seiner Gattin nach deren kurzen Vorstellungsrede sagt: „Danke, Ursula.“

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