Deutsche Bank macht bei Konzernumbau Tempo

Frankfurt/Main (dpa) - Sein ehrgeiziges Gewinnziel vor Augen hat Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann noch 2010 reinen Tisch gemacht.

Analysten zeigten sich am Dienstag überzeugt: Der Dax- Konzern verbuchte möglichst viele Belastungen noch im alten Jahr, um 2011 den angestrebten operativen Vorsteuergewinn von zehn Milliarden Euro erreichen zu können. Die Lasten der jüngsten Zukäufe - Sal. Oppenheim und Postbank - schmälerten den Gewinn des vierten Quartals erheblich. Doch am Markt sorgten die am Montagabend überraschend veröffentlichten Eckdaten für das Schlussquartal kaum für Unruhe, zumal die Geschäfte bei der größten deutschen Bank bestens laufen.

Der spätestens 2013 aus dem Amt scheidende Ackermann krempelt das Institut noch stärker um als bislang bekannt: Die Bank kündigte an, die Investitionen in die Neuausrichtung beschleunigen zu wollen. Bei der Bilanzvorlage an diesem Donnerstag (3.2.) in Frankfurt wird mit Details zum Konzernumbau gerechnet. Zudem erwarten Analysten Aussagen darüber, wie Ackermann die eher biedere Postbank in den Weltkonzern Deutsche Bank integrieren will. Mit der Postbank will der Deutsche- Bank-Chef das Privatkundengeschäft nach vorne bringen und die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Investmentbanking verringern. Bislang zweifeln die meisten Experten, dass Ackermann sein ehrgeiziges Gewinnziel schon dieses Jahr erreichen wird.

Nach den vorläufigen Zahlen brach der Überschuss von Oktober bis Ende Dezember im Vergleich zum Vorjahresquartal von 1,3 Milliarden auf rund 600 Millionen Euro ein. Allerdings profitierte die Bank im Vorjahresabschnitt auch von einem Steuereffekt. Doch auch vor Steuern sank der Gewinn von 756 Millionen Euro auf rund 700 Millionen Euro.

Zusammen mit den 3,3 Milliarden Euro aus den ersten neun Monaten 2010 dürfte die Deutsche Bank damit im Gesamtjahr vor Steuern rund vier Milliarden Euro verdient haben - und damit rund ein Viertel weniger als 2009. Vor Abschreibungen wegen der Postbank-Übernahme und anderer Sonderkosten wäre der Vorsteuergewinn deutlich gestiegen.

Auf der Ertragsseite glänze die Deutsche Bank gerade auch im Vergleich zu ihren großen Investmentbanking-Wettbewerbern aus den USA ganz klar mit ihrer Stärke, hieß es in einer Analyse der US- Investmentbank Goldman Sachs.

In der Tat: Die letzten drei Monate des Jahres 2010 waren gemessen an den Erträgen eines der besten Quartale in der Geschichte der Deutschen Bank. Die Erträge stiegen vorläufigen Berechnungen zufolge von 5,5 Milliarden im Vorjahreszeitraum auf rund 7,4 Milliarden Euro.

Allerdings wurden die gestiegenen Erträge von den ebenfalls deutlich höheren Kosten aufgefressen: Die erstmalige Konsolidierung der Postbank sowie Kosten aus dem Umbau des Handelsgeschäfts und der Integration der Privatbank Sal. Oppenheim schlugen sich erheblich nieder. Die Aufwendungen kletterten von 4,2 Milliarden Euro im vierten Quartal 2009 auf 6,3 Milliarden Euro.

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