Deutsche Bank: Ackermanns schwieriges Erbe

Der Deutsche-Bank-Chef hinterlässt einige Baustellen.

Frankfurt. Es hätte für ihn alles so schön sein können: Mit einem Rekordgewinn wollte sich Josef Ackermann 2012 als Deutsche-Bank-Chef verabschieden. Als neuer Aufsichtsratschef sollte er weiterhin über das größte deutsche Geldhaus wachen

Doch es kam ganz anders: Das Gewinnziel von zehn Milliarden Euro vor Steuern nahm die Bank bereits zurück. Am Montagabend dann verkündete Ackermann seinen Verzicht auf den Aufsichtsrat — zu einem Zeitpunkt, an dem die Deutsche Bank an allen Fronten kämpft. Einige Beispiele:

Milliardenabschreibungen für Griechenland haben die meisten Häuser schon eingepreist, sofern sie Risikotitel nicht vorher abgebaut haben. Staatsanleihen sind längst kein sicherer Hafen mehr, die Banken müssen nach neuen, stabilen Geschäftsfeldern suchen. „Unserer Branche steht ein unruhiges Jahrzehnt bevor“, meint Ackermann.

Im dritten Quartal ließ der Konzern im Investmentbanking mächtig Federn. Die Zuspitzung der Schuldenkrise verdarb vielen Anlegern die Lust am Investieren, hinzu kamen millionenschwere Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen.

Der schwelende Rechtsstreit um milliardenschweren Schadenersatz für die Pleite des inzwischen gestorbenen Medienzars Leo Kirch wird auch für Ackermann zur Dauerbelastung. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den Deutsche-Bank-Chef, im Zivilverfahren falsche Angaben gemacht zu haben. Die Bank weist die Vorwürfe zurück.

Zudem holt den Branchenriesen auch noch seine Vergangenheit in den USA ein. Die Frankfurter zahlen in einem Vergleich rund 106 Millionen Euro, um Streitigkeiten wegen der Pleite von fünf großen Genossenschaftsbanken beizulegen. Zudem wird wegen möglicherweise gesetzwidriger Hauspfändungen ermittelt. Zwar vergibt die Bank in den USA nicht selbst Kredite, doch sie vertritt als Treuhänder die Interessen von Hypotheken-Investoren.

Mit seinem Abgang macht Ackermann den Weg für einen Neubeginn frei — die Altlasten aber bleiben. Vor allem die gebeutelten Aktionäre sehen viel Luft nach oben. In Ackermanns Amtszeit hat sich der Kurs der Aktie mehr als halbiert.

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