Der Motor von Rudolf Diesel läuft und läuft und läuft

Am Sonntag jährt sich der Todestag von Rudolf Diesel zum 100. Mal. Sein Motor arbeitet in jedem zweiten Fahrzeug.

Augsburg. Ohne diese Erfindung wären Menschen und Güter in der heutigen Welt nicht so in Bewegung. Der Augsburger Ingenieur Rudolf Diesel entwickelte Ende des 19. Jahrhunderts den nach ihm benannten Motor, der auch heute noch rund um den Globus Autos, Lastwagen, Lokomotiven, Schiffe und Kraftwerke antreibt. Vor 100 Jahren, am 29. September 1913, kam der Erfinder unter ungeklärten Umständen ums Leben, um seinen Tod ranken sich bis heute Gerüchte.

Sicher ist nur, dass Rudolf Diesel an jenem Tag auf dem Schiff „Dresden“ eine Kabine für eine Überfahrt des Ärmelkanals von Belgien nach England gebucht hatte. In der Nacht ging der 55-Jährige über Bord und ertrank. Unfall, Mord oder Suizid?

Zu der Frage gibt es seit einem Jahrhundert wilde Spekulationen. Eines der Gerüchte besagt, dass Diesel umgebracht worden sei, damit er im Ausland keine technischen Geheimnisse verraten könne. „Das ist Unsinn“, sagt Diesel-Biograf Horst Köhler. Grund: Zur damaligen Zeit waren längst etliche Unternehmen in der ganzen Welt an der Dieselmotorenforschung beteiligt.

„Jeder Lizenznehmer wusste um diese Zeit mehr als Rudolf Diesel.“ Auch ein Unfall scheide aus: „Das Schiff hatte eine hohe Reling, der Seegang war ruhig. Er muss da schon drübergeklettert sein“, sagt Köhler. Für ihn kommt deswegen nur Suizid in Frage.

Diesel hatte in den 1890er Jahren bei der Maschinenfabrik Augsburg, heute Teil des MAN-Konzerns, seinen Motor entwickelt. Im Februar 1897 war der „Diesel“ fertig. Die heute im Deutschen Museum ausgestellte Maschine hatte einen Wirkungsgrad von etwa 26 Prozent und übertraf damit die Dampfmaschine um mehr als das Doppelte. Moderne Dieselmotoren erreichen inzwischen einen Wirkungsgrad um die 50 Prozent.

„Der Diesel ist nach wie vor die am wirtschaftlichsten arbeitende Wärmekraftmaschine“, betont das Münchner Technikmuseum.

Der Name Diesel bleibt allgegenwärtig. In Deutschland hat fast jedes zweite neue Auto einen Dieselmotor. Zu Lebzeiten Rudolf Diesels war diese Erfolgsgeschichte nicht vorhersehbar. Von vielen Experten wurde er sogar angefeindet. „Diesel selbst war kein Motorenfachmann, er war Eismaschinen-Ingenieur“, erklärt Köhler.

Finanziell ging es im Laufe der Zeit für ihn bergab: „Um die Jahrhundertwende war er reich, er war fünffacher Millionär“, sagt Köhler. „Und am Schluss hat er nur noch Schulden gehabt.“ All dies habe den Erfinder zermürbt.

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