Den Deutschen sind ihre Katzen lieb und teuer

Katzenfutterhersteller setzen 1,5 Milliarden Euro um. Nahrung für Nager und Vögel weniger gefragt.

Hannover. Katzen sind die klaren Gewinner des demografischen Wandels: In immer mehr Singlehaushalten schnurren sie auf dem Sofa, bestätigt die Futtermittelbranche. Setzte der deutsche Heimtiermarkt 1999 noch Katzenfutter für 929 Millionen Euro um, so lag der Umsatz 2012 bei satten 1,5 Milliarden Euro. „Katzen sind die idealen Haustiere fürs 21. Jahrhundert: je mehr Single-Haushalte es gibt, umso mehr Katzen gibt es auch“, sagt Detlev Nolte vom Industrieverband Heimtierbedarf. Die Branche spürt den Wandel.

Das Bremer Traditionsunternehmen Vitakraft zog gerade die Konsequenzen aus diesem Trend. Vitakraft war bisher vor allem als Futterhersteller für Nager, Vögel, Fische und Reptilien bekannt — ein Geschäft, das seit Jahren lahmt. Die Bremer gehen daher mit der Deuerer GmbH aus Baden-Württemberg zusammen — der Spezialist für Katzen- und Hundenahrung wird nach der Kartellamts-Genehmigung Mehrheitsgesellschafter. Beide Unternehmen erzielen einen annähernd gleichen Jahresumsatz zwischen 230 und 250 Millionen Euro.

Ziervögel scheinen an Attraktivität verloren zu haben. Der Umsatz mit Futter für Kanarienvögel, Wellensittiche & Co sank von 118 Millionen Euro 1999 auf 47 Millionen Euro vergangenes Jahr. Auch Meerschwein oder Rennmaus kämpfen gegen die Verbannung aus dem Jugendzimmer. Nolte sieht den Trend dem gesellschaftlichen Wandel geschuldet: „Kleintiere sind für Familien mit Kindern — wenn sich die Familienstrukturen ändern, sind auch Kleintiere betroffen.“

Nach Angaben des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe bevölkern 12,3 Millionen Katzen rund 16,5 Prozent aller deutschen Haushalte — Hunde kommen mit 7,4 Millionen auf 13,4 Prozent der Haushalte. Verdrängt die Mieze also ihren Erzrivalen Bello? Die Branche ist sich einig: Hunde bleiben in der Beliebtheitsskala weiter eine Konstante. Allerdings spürt sie den Trend hin zum „Stadt- und reisetauglichen Hund“ im klein- oder mittelgroßen Format — XXL-Größe gilt als Auslaufmodell. Entsprechend ändert sich die Futternachfrage.

Marktführer für Tiernahrung in Deutschland ist Mars Pet-care, unter anderem mit Pedigree, Whiskas, Cesar und Royal Canin. Auch er tummelt sich im Volumenmarkt Hunde- und Katzenfutter — hier lauern die Profite einer Branche, die im Vorjahr 3,8 Milliarden Euro umsetzte.

Das Rheingold-Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen hat dem Trendtier Katze schon vor einiger Zeit attestiert, das ideale Haustier der Zukunft zu sein. Seit gut zehn Jahren erforscht es das Thema Katzenhaltung. Sein Geschäftsführer, der Psychologe Jens Lönneker, macht ein Spiegelbild der Gesellschaft aus: „In einer stark individualisierten Welt will man sich nicht binden, hat aber zugleich das Bedürfnis nach Zuneigung und Zärtlichkeit.“

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