Zahlungsdienstleister Dax-Kandidat Wirecard erhöht erneut Gewinnprognose

Aschheim (dpa) - Der Zahlungsdienstleister Wirecard setzt sich nach einem starken zweiten Quartal erneut höhere Ziele.

Zahlungsdienstleister: Dax-Kandidat Wirecard erhöht erneut Gewinnprognose
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Dabei strebt das Management des Dax-Kandidaten dank des Shoppingbooms im Internet und wegen Zukäufen nicht nur im laufenden Jahr mehr Gewinn an, sondern auch mehr Geschäft in den kommenden Jahren. „Wir verzeichnen ein starkes organisches Wachstum, nicht zuletzt aufgrund des sich beschleunigenden weltweiten Trends zur Digitalisierung von Zahlungsprozessen“, sagte Wirecard-Chef Markus Braun in Aschheim bei München. „Die Digitalisierung steht in vielen Branchen erst ganz am Anfang.“

Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen nun mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 530 bis 560 Millionen Euro. Seit der letzten Erhöhung im April standen 520 bis 545 Millionen Euro im Plan.

Die Wirecard-Aktie steuerte nach den Zahlen auf ein Rekordhoch zu. Das Fintech-Unternehmen ist an der Börse derzeit 21 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Das größte deutsche Geldhaus, die Deutsche Bank, wird auf rund 20,5 Milliarden Euro taxiert. Wenn die Zusammensetzung des Leitindex Dax im September überprüft wird, rechnen Experten damit, dass Wirecard in die erste Börsenliga aufsteigt und die Commerzbank ablöst.

Wirecard verdient sein Geld mit Dienstleistungen rund um die Abwicklung von Zahlungen im Internet, aber auch auf sonstigen elektronischen Wegen. Das sorgt bei Börsianern für Wachstumsfantasie, Vorstandschef und Großaktionär Braun sieht noch enormes Potenzial. Weltweit würden noch immer 80 bis 85 Prozent aller Zahlungen bar abgewickelt - Wirecard will möglichst viel davon künftig in elektronische Kanäle leiten. Dazu arbeitet das Unternehmen mit Händlern und anderen Finanz- und Technologiekonzernen zusammen, unter anderem mit Visa, Mastercard, Google und Apple.

Im ersten Halbjahr konnte das TecDax-Schwergewicht die abgewickelten Zahlungen auf der eigenen Plattform um fast die Hälfte auf 56,2 Milliarden Euro steigern - daran verdient Wirecard über einbehaltene Gebühren mit.

2020 soll der Umsatz auf mehr als 3 Milliarden Euro klettern. Vergangenes Jahr waren es 1,5 Milliarden. Im zweiten Quartal stieg der Konzerngewinn um 47 Prozent auf 82,4 Millionen Euro.

Das Unternehmen kauft stetig neue Firmen dazu, im vergangenen Jahr waren es insbesondere Geschäfte in Nordamerika und Asien. Vom Wachstum im ersten Halbjahr kam beim Umsatz gut die Hälfte aus eigener Kraft, der Rest durch Zukäufe. In Schwellenländern setzt Wirecard darauf, dass mobile und elektronische Zahlungslösungen auch wegen teils nur rudimentär vorhandener Finanzsektoren in manchen Ländern besonders stark wachsen.

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