Das Ende einer Ära bei Thyssen-Krupp

Ekkehard Schulz geht in den Aufsichtsrat, Heinrich Hiesinger übernimmt.

Bochum. Mit einem „herzlichen Glückauf“ hat sich einer der letzten echten Ruhrbarone, Ekkehard Schulz (69), von den Thyssen-Krupp-Aktionären verabschiedet. Die dankten ihm mit minutenlangen, stehenden Ovationen, ein Kleinaktionär überreichte einen großen Blumenstrauß.

Zur Feier des Tages hatte sich Berthold Beitz (97), Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats und Vorsitzender der Krupp-Stiftung, von der Villa Hügel in Essen in die Bochumer RuhrCongress-Halle begeben. Das Mitklatschen unterließ er allerdings. Dafür applaudierte das neu vorgestellte Aufsichtsrats-Mitglied Peer Steinbrück (64), der frühere Ex-NRW-Ministerpräsident, umso heftiger.

Aufsichtsratschef Gerhard Cromme (67), früher ein scharfer Konkurrent von Schulz, überschüttete den scheidenden Vorstandschef mit Liebenswürdigkeiten. Schulz erwiderte das gute und vertrauensvolle Miteinander, merkte aber an, dass das auch seine Grenzen hatte. Nach freundlichem Händedruck von Beitz war Schluss mit den Sentimentalitäten — später sollte noch ein gemeinsames Bier getrunken werden.

Schulz ließ in seiner Rede seine fast 40-jährige Karriere beim Konzern Revue passieren. Nach schwerer Krise vor einem Jahr, vor allem beim Stahl, sieht er den Konzern wieder auf Wachstumskurs. Im ersten Quartal sei der Umsatz um 17 Prozent auf über elf Milliarden Euro gestiegen, der Betriebsgewinn verharrte bei 277 Millionen Euro.

Von dem neuen Konzernchef Heinrich Hiesinger (50), der von Siemens kommt, erwartet Cromme ein besseres Rating für den Konzern. Wegen der hohen Schulden (3,8 Milliarden Euro), die vor allem mit den neuen Stahlwerken in den USA und Brasilien aufgehäuft wurden, hat Thyssen-Krupp bei Agenturen „Ramschstatus“ erreicht.

Hiesinger, dem Cromme Zeit bis zum Sommer einräumt, um eine neue Strategie vorzulegen, wird als Elektroingenieur wohl die Technologiesparte verstärkt ausbauen. Dem Eisenhütten-Ingenieur Schulz lag dagegen immer der Stahl am Herzen.

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