Commerzbank-Chef warnt vor Umschuldung Griechenlands

Berlin (dpa) - Commerzbank-Chef Martin Blessing hat davor gewarnt, private Gläubiger an der Lösung der griechischen Schuldenkrise zu beteiligen.

„Wenn man um Griechenland einen Zaun ziehen könnte, wäre das Problem recht leicht zu lösen: Man würde umschulden. Die Banken außerhalb Griechenlands könnten das verkraften“, sagte Blessing der „Welt am Sonntag“. In diesem Fall gehe es jedoch um mehr: „Wir haben es auch mit einer Vertrauensfrage zu tun.“

Zuletzt habe es geheißen, bis 2013 werde kein Gläubiger zur Sanierung Griechenlands herangezogen. „Das soll nun nicht mehr gelten? Das trägt nicht gerade dazu bei, Vertrauen an den Märkten aufzubauen.“

Die schwarz-gelbe Koalition hatte am Freitag ihre Zustimmung für weitere Finanzhilfen an Griechenland an Bedingungen geknüpft. So fordern Union und FDP eine Beteiligung privater Geldgeber an einem zweiten Hilfspaket. Zugleich pocht die Koalition auf einen strikten Privatisierungs- und Reformkurs Athens.

Der Commerzbank-Chef kritisierte die „überbordende Staatsverschuldung“. Staaten könnten sich nur verschulden, wenn genug Käufer das Vertrauen hätten, dass das Geld zurückgezahlt werde. „Dieses Vertrauen darf man nicht verspielen - schließlich müssen die EU-Staaten Tag für Tag drei Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufnehmen, größtenteils zur Ablösung alter Schulden. Wer immer noch glaubt, unbegrenzt Schulden machen zu können, macht die Rechnung ohne die Gläubiger, die bereit sein müssen, diese zu kaufen.“

Die Währungsunion sei auf Dauer nur mit strukturellen Veränderungen zu erhalten. „Wenn wir es mit dem Euro ernst meinen, müssen wir die politische Einigung vorantreiben - oder wir wickeln die Währungsunion wieder ab. Und das kann doch keiner ernsthaft wollen.“ An dieser Weggabelung stehe die EU nun.

Für die Commerzbank gab Blessing nach der Rückzahlung des größten Teils der staatlichen Milliardenhilfen ambitionierte Ziele aus. „Unser Gewinnziel von vier Milliarden Euro wollen wir nicht nur einmalig erreichen, sondern nachhaltig: Nach 2012 wollen wir diesen Gewinn sogar noch weiter steigern.“

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